Rezension

Buchwanderer

Die Buchwanderer
von Britta Röder

Eine schöne Idee steckt in Britta Röders Buchwanderern. Wir Buchliebhaber wandern gerne und ausgiebig in den Leben unserer Romanhelden, verlieren uns manchmal ein wenig darin, werden andererseits aber oft gerade durch die Lektüre unseres eigenen Daseins besonders gewahr. Wie die Handlung im Roman haben auch unsere Leben oft einen schier undurchringbaren Rahmen, wie die Protagonisten haben wir uns darin mehr oder weniger glücklich eingerichtet. Es sind dann die außergewöhnlichen Ereignisse, die besonderen Momente, hier im Buch wie so oft die Liebe, die innehalten und das Bestehende überdenken lassen. Wie kann ich meine Grenzen überwinden - und will ich das überhaupt, wie kann ich aus dem vorgezeichneten Weg ausbrechen - und wohin führt mich das? Bei den Buchwanderern sind es Ron und Rosalia, die sich in den Büchern begegnen, in ihnen wandern, ihren Weg suchen. Die Bücher sind "Romeo und Julia", "Eugen Onegin" und "Don Quijote". Immer mehr wird ihre Wanderung und Suche nach einander und heraus aus den Geschichten zu einem Spiel von Realität und Fiktion, vor allem auch einem Spiel mit dem Autor und seinen "Geschöpfen", seinen Werken. Wie der Leser wird auch er hereingezogen in seine Geschichte, oft entwickelt diese ein Eigenleben und schließlich muss er sich irgendwann von ihr trennen.
Ob sich der Leser nun in die philosophischen Fragestellungen nach den Möglichkeiten den Selbstverwirklichung, den Grenzen der eigenen Existenz und der Frage, welche Rolle dabei eventuell die Literatur spielt, vertieft - das Eingangsmotto von Jean-Paul Sartre weist den Weg - , ob er es als Spiel zwischen Realität und Fiktion, zwischen Leser und Autor auffasst, ob er das ganze als romantisch-fantastisches Abenteuer liest oder einfach als Liebesgeschichte, überlässt die Autorin glücklicherweise ihm selbst und bietet dadurch eine ganze Reihe von interessanten Ansatzpunkten.
Sprachlich konnte mich der Roman leider nicht überzeugen. Für mich durchaus gelungene Passagen, besonders wenn die Autorin ihren literarischen Paten nahe kommt und die Szenen der Vorlagen gekonnt in die Handlung einbezieht, machen immer wieder Abschnitten Platz, die für meinen Geschmack deutlich zu schwülstig ausfallen, eine übermäßige Adjektivdichte aufweisen. Ich muss zugeben, dass meine literarischen Vorlieben normalerweise in anderen Genres liegen als dem des Liebesromans. Dass der Stil durchaus auch gefallen kann, zeigen andere begeisterte Kritiken. Also einfach mal reinlesen und selbst schauen. Die Geschichte dahinter hat es allemal verdient und verführt zudem, noch einmal oder auch zum ersten Mal einen der erwähnten Klassiker zur Hand zu nehmen.