Rezension

Bücher als Therapie

Gesichter -

Gesichter
von Tove Ditlevsen

Bewertet mit 3 Sternen

Ja, Tove Ditlevsen kann schreiben. Ja, ihre Bücher berühren auf eine besondere Art, und ja, sie war sehr wahrscheinlich als Schriftstellerin ihrer eigenen Autofiktion ihrer Zeit voraus.
Ditlevsens sogenannte „Kopenhagen- Trilogie“, letztes Jahr in einer editorischen Großtat vom Aufbau Verlag neu aufgelegt, begeisterte Kritiker, wie Leser gleichermaßen. Eine solche Abrechnung mit dem eigenen Leben, hatte man von einer Frau ihrer Generation nicht erwartet. Ein Aufwachsen in fast asozialen Verhältnissen, die Befreiung dort heraus, die aber mit einem hohen Preis bezahlt wird. Das Alles, in einer Sprache, die überwältigt. Messerscharf und schmerzhaft.

All das findet sich in „Gesichter“ wieder, nur bin ich es jetzt seltsamerweise leid. Der Reiz des Neuen ist plötzlich weg und ich habe das schale Gefühl der Wiederholung. Selbst die unglaubliche Sprache bekommt in ihrer Metaphern- haften Art Redundanzen. 
So wirkt denn dieser Roman Ditlevsens, wie die Fortsetzung einer schmerzhaften Therapie, bei der die Wahrheit über Beziehungen und Süchte ans Licht gebracht werden soll, deren Zusammenhang man allerdings fast nur versteht, wenn man über das Leben Tove Ditlevsens etwas informiert ist, denn auch dieser Text ist stark autobiographisch.