Rezension

Bürgerkrieg bei den Elfen im Raben-Universium

Einst herrschten Elfen - James Barclay

Einst herrschten Elfen
von James Barclay

Bewertet mit 3 Sternen

Lange habe ich auf dieses Buch gewartet. Nachdemich Barclays Chroniken und Legenden des Raben regelrecht verschlungen habe undrichtig begeistert von der Serie war, wollte ich natürlich auch auf die „Vorgeschichte“nicht verzichten. Ich habe mir davon auch versprochen etwas mehr über dieGaronin zu erfahren, die im siebten Teil auch Gegner des Raben waren und dieich mir beim Lesen nicht wirklich vorstellen konnte. Einst herrschten Elfen spielt nun zehn Jahren nach einer fatalenSchlacht gegen die Garonin auf Hausolis, doch von dieser wird nur sehroberflächlich berichtet und eine Erinnerungssequenz schafft es auch nicht mehrHintergrund in die Geschichte zu bringen. Ich spreche hier im Grunde auch bereitsmeinen Hauptkritikpunkt an: Einige Zusammenhänge kenne ich aus dem Raben undsogar eine Figur (Auum) habe ich dort bereits kennengelernt, doch ohne diesesWissen wäre ich mir beim Lesen wahrscheinlich sehr verloren vorgekommen. Dennviele Kleinigkeiten und kulturelle Hintergründe werden einfach nicht erklärt. Sowerden z.B die männlichen Elfen ulaund die weiblichen iad genannt, ohnedass verdeutlicht wurde, ob es sich dabei um eine besondere Bezeichnung handeltoder einfach nur Elf oder Elfin bedeutet. Solche Kleinigkeiten ziehen sichdurch den ganzen Roman. Der zweite Kritikpunkt ist eindeutig die Überfrachtungmit Kampf- und Schlachtszenen – im Prinzip passiert kaum etwas anderes. Einetiefgründige Rahmenhandlung oder interessantes Drumherum findet man hiervergebens. Eine Minderheit der Elfen wollen eine Revolution, schaffen einenBürgerkrieg und haben sich auch noch die falschen Verbündeten gewählt, die esnun wieder zu beseitigen gilt. Mehr passiert nicht. So werden 560 Seitenwirklich lang. Im Raben gab es auchviele Kampf- und Schlachtszenen, doch ausreichende Rahmenhandlung und ausgearbeiteteCharaktere, so dass das Lesen wirklich Spaß machte. Hier bleiben die Charaktereoberflächlich, da man sie nur kämpfend erlebt und sich die Gespräche praktischauch nur darum drehen. Dies ist leider etwas eintönig.
Dabei ist Barclays Schreibstil an sich wirklich leicht und flüssigzu lesen ohne bei Kampfszenen allzu brutal zu werden. Auch die Idee einenweiteren Handlungsstrang aus dem Rabenuniversum zu erzählen ist wirklichgelungen, denn so erlebt der Leser entscheidenden Erlebnisse, die im Rabenlängst Geschichte sind und zum normalen Leben der Elfen dazugehören. Doch ichfinde, Barclay hätte durch plastischere Figuren und etwas mehr Rahmenhandlungmehr aus diesem Buch machen können.
Ich bin gespannt, wie es weitergeht mit Barclays Elfen – einin sich sehr zerrissenes Volk – denn Einstherrschten Elfen ist keineswegs ein Einzelroman, sondern der Auftakt einerTrilogie. Dementsprechend ist das Ende. Ich hoffe, dass die Reihe in der Fortsetzung etwas mehr an Tiefe gewinnt.

Fazit: Eine wirklich gute Idee wird hier zu einseitig,sprich viel zu kampflastig, umgesetzt. Barclay verzichtet beinahe komplett auferklärende Sequenzen. Dies zusammen macht das Lesen bei der Länge des Buches schonanstrengend. Dennoch ist es spannend zu erfahren, was vor dem Raben auf demNachbarkontinent Calaius geschah. Bestimmt wird das Kolleg von Triverne nocheine große Rolle in den Fortsetzungen spielen.