Rezension

Bürsteltrick Siebzehn...

Das Buch Ewald, 1 Audio-CD - Robert Gernhardt

Das Buch Ewald, 1 Audio-CD
von Robert Gernhardt

Bewertet mit 4 Sternen

Gemeinsam blicken sie auf die Erde hinab, Gott und der Teufel. Ihr Interesse gilt einem Studenten - Gottes Knecht Ewald, der seiner Freundin gerade einen Hockney-Band zeigt. "Bürsteltrick siebzehn" argwöhnt Gott, der die Methoden des Teufels genau kennt. Aber so, wie er damals an Hiob glaubte, der allen Prüfungen und Versuchungen widerstanden hatte, weil er auf IHN vertraute, so glaubt er jetzt an seinen Knecht. Ein grandioser Dialog zwischen Gott und Teufel entsteht, wobei sich zeigt, dass der Satan der Argumentation des Allmächtigen einfach nicht gewachsen ist. Diese und die anderen beiden Erzählungen auf dieser CD - "Die Bronzen von Riace" und "Eine ungeschriebene Geschichte" - entstammen dem Buch "Kippfigur".

Gott trinkt Rotwein, der Teufel Cognac. Gemeinsam blicken sie auf die Erde hinab und beobachten einen Studenten – Gottes Knecht Ewald –, der seiner Freundin einen Hockney-Band zeigt. 'Bürsteltrick siebzehn' argwöhnt Gott, der die Spielarten des Teufels genau kennt. Aber er glaubt doch an seinen Knecht, so wie damals an Hiob. Ein grandioser Dialog zwischen Gott und Teufel. Am Schluß erliegt dieser dem Cognac und Gott seiner eigenen Redekunst.
Kunstvoll auf ganz andere Art geht es in den Erzählungen Die Bronzen von Riace und Eine nichtgeschriebene Geschichte zu: Lauschen Sie dem Meister selbst!

'Bürsteltrick siebzehn': diesen Trick unterstellt Gott dem Studenten Ewald, den er gemeinsam mit dem Teufel zufällig erblickt, als er seiner Kommilitonin gerade vorschlägt, ihm in seine Wohnung zu folgen, um sich zusammen mit ihm einen Kunstband anzuschauen.
Während Gott und der Teufel den Fortgang des Geschehens beobachten, entspinnt sich zwischen ihnen ein rotwein- bzw. cognacbeseelter Dialog. Wird es dazu kommen, dass der Student das Mädchen 'bürstelt'? Immer weiter kommentieren die beiden die Szene, bis Gott schließlich auf die Idee kommt, an dem armen Studenten Ewald die Heimsuchungen Hiobs zu wiederholen... Aber sind Gott und der Teufel noch dieselben wie damals?

Spaß gemacht hat diese kleine, feine, böse Satire, ebenso wie die nachfolgenden Erzählungen "Die Bronzen von Riace" und "Eine nichtgeschriebene Geschichte".
Der Autor selbst liest seine Geschichten: trocken und nüchtern, dabei herrlich betont. Allein, wie er den aufbrausenden, autoritären Gott neben dem devoten, kleinlauten Teufel ("nuna, nuna") spricht, ist eine Klasse für sich.

Wirklich ein schönes und gelungenes Beispiel für eine Autorenlesung.

© Parden