Rezension

Capital of crime

Laidlaw - William McIlvanney

Laidlaw
von William McIlvanney

Auf den mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten schottischen Autor William McIlvanney wurde ich aufmerksam, weil der von mir hochgeschätzte Ian Rankin seinen Kollegen nicht nur lobt, sondern dessen dreibändige Laidlaw-Reihe auch als Initialzündung für sein eigenes Schreiben ins Feld führt.

Diese Kriminalromane sind erstmalig zwischen Ende der siebziger und Anfang der neunziger Jahre erschienen, inzwischen neu aufgelegt und wirken in keinster Weise angestaubt, was aber mit Sicherheit auch an der Neuübersetzung durch Conny Lösch liegt.

Handlungsort ist Glasgow, die schottische Metropole, die sich noch immer nicht restlos von dem Niedergang der Stahlindustrie erholt und mit den vielfältigsten Problemen zu kämpfen hat. Bis heute hat sich dort nicht viel verändert, wovon ich mich im vergangenen Jahr persönlich überzeugen konnte. Arbeitslosigkeit, Verelendung und Alkoholismus gehen einher mit hohen Kriminalitätsraten, und es macht auf mich den Eindruck, dass diese Schilderungen William McIlvanney mindestens genauso wichtig sind wie die Fälle des DI Jack Laidlaw

In „Laidlaw“, dem ersten Band der Reihe, wird im Stadtpark die Leiche von Jennifer Lawson, einer jungen Frau gefunden, vergewaltigt und anschließend ermordet. Jack Laidlaw macht sich mit seinem Kollegen Harknes auf die Suche nach dem Mörder, wissend, dass sie sich mit der Aufklärung des Falls beeilen müssen, wenn sie Schlimmeres verhindern wollen. Es ist nämlich zu befürchten, dass sich die verschiedenen Fraktionen der Glasgower Unterwelt in die Ergreifung des Mörders bzw. der Verhinderung derselben einmischen werden, da sowohl der Vater der Ermordeten als auch der Täter schon ihre Kontakte aktiviert haben…

Laidlaw ist, wie die meisten schottischen Ermittler, nicht zimperlich in seinen Methoden, weiß aber, dass er mit seiner Arbeit nur an den Symptomen herumkuriert, aber nichts verändern kann, solange die gesellschaftlichen Gegebenheiten so bleiben wie sie sind. Er ist ein Raubein mit hohen moralischen Grundsätzen, geprägt durch die Ideen der Existenzialisten, deren Werke in seiner Schreibtischschublade zu finden sind. Ein interessanter, vielschichtiger Protagonist, wie er nur selten in den Romanen dieses Genres zu finden ist.

Und auch sprachlich spielt McIlvanney in einer anderen Liga. Er schwafelt nicht, sondern hat etwas zu sagen. Er schreibt auf hohem Niveau und fordert so die Konzentration seiner Leser. Er malt Bilder mit Worten, düster, realistisch und eindringlich. Ganz großes Kino – und nachdrückliche Leseempfehlung meinerseits!

Der zweite Band der Reihe, „Die Suche nach Tony Veitch“, ist übrigens soeben im Verlag Antje Kunstmann erschienen.