Rezension

Charismatische Reformpädagogin, die ihrer Zeit voraus war

Kinder als Lehrer -

Kinder als Lehrer
von Cristina de Stefano

Bewertet mit 5 Sternen

Cristina De Stefano erzählt in fünf Teilen die bewegende Lebensgeschichte der Pädagogin Maria Montessori – von ihrer Kindheit über die Gründung des ersten Kinderhauses in Rom bis hin zur weltweiten Verbreitung ihrer Lehrmethoden. Dabei überraschte sie mich mit vielen mir unbekannten Facetten: zum Beispiel, dass Montessori Medizin studierte, sich in Freiwilligendiensten mit Feministinnen zusammenschloss und für Frauenrechte kämpfte, ihre pädagogische Lehre in einer Nervenheilanstalt begann und durch eine Lebenskrise zur streng gläubigen Katholikin wurde. Ihre Berufung sah sie jedoch darin, durch zurückhaltende Beobachtung den kindlichen Geist zu erforschen und das Schulwesen zu reformieren.

Die Biografie hat mich in vielerlei Hinsicht tief beeindruckt. Zum einen beschreibt De Stefano sehr anschaulich, anhand welcher Beobachtungen Montessori zu ihren Erkenntnissen kam und ihre didaktischen Materialien und Methoden Stück für Stück verfeinerte und weiterentwickelte. In ihrem Umgang mit Wissenschaftlern, der Kirche und finanziellen Unterstützern wird sowohl ihre Hingabe und Zielstrebigkeit als auch ihr herrischer und unbeugsamer Charakter deutlich.

Mit Spannung begleitete ich Montessori auf ihren Ausbildungslehrgängen quer durch die Welt und bewunderte, wie sie nach jedem Rückschlag wieder bei Null anfing. Sehr gekonnt zitiert die Autorin aus akribisch recherchierten Quellen wie Tagebüchern, Briefen und Berichten ihrer Wegbegleiter und schafft so ein höchst lesenswertes Porträt einer charismatischen Frau, die ihrer Zeit voraus war.