Rezension

Clash of generations

Teen Couple Have Fun Outdoors -

Teen Couple Have Fun Outdoors
von Aravind Jayan

Bewertet mit 3 Sternen

Gerade haben sich Appa und Amma ein neues Auto gekauft und wollen sich eigentlich in der Anerkennung der Nachbarn und Verwandten sonnen, da wird die Sache mit dem im Netz veröffentlichten Video ihres älteren Sohnes Sreenath und seiner Freundin Anita in einer intimen Situation an sie herangetragen und stellt den neuen Honda Civic in den Schatten. Wie nun mit dieser Schande umgehen? Die Eltern, die noch an den alten Konventionen festhalten und für ihre Kinder eine strahlende Zukunft wollten, sind hoffnungslos mit der Angelegenheit überfordert und fürchten, dass sie sie nicht nur ihr Ansehen, sondern auch den hart erarbeiteten Aufstieg in die Mittelschicht kosten könnte.

Das schräg-bunte Cover mit den indischen Rahmungen ließ mich hoffen auf eine ebenso schräge, irrwitzige Geschichte. So deutet es auch die Beschreibung auf dem Buch an. Tatsächlich finde ich den Ton des Erzählers, welcher der kleine Bruder von Sreenath ist, manchmal bissig, zum Lachen ist die Situation in dieser Familie aber wirklich ganz und gar nicht. Der Schreibstil von Aravind Jayan wirkt in der Übersetzung durch das hohe Erzähltempo und viele kurze Sätze doch sehr abgehackt. Die Sprache ist modern, manchmal jugendlich frisch mit vereinzelten Schimpfwörtern und Flüchen, im Rest des Buches aber doch fehlt mir das Gewisse etwas, das mich abholt und mitnimmt. Dass es sich beim Erzähler um einen 20-Jährigen handelt, kommt mir zu wenig durch.

Die Personen sind auch im Allgemeinen sehr anstrengend. Die Eltern benehmen sich eher wie beleidigte Kinder, der Verursacher des ganzen Konflikts ist mehr als stur (hier fällt der Apfel nicht weit vom Stamm) und der Erzähler sitzt 200 Seiten lang zwischen den Stühlen und wird nicht umsonst mehr als einmal als "Mittelsmann" bezeichnet. Eltern und gefallener Sohn reden kaum miteinander und wenn, dann geht es sowieso schief. Auch wenn die beiden Brüder zusammen sind, glaubt man kaum, dass sie sich nahe stehen und ich habe mich mehr als einmal gefragt, wann es dem Erzähler zu blöd wird. Schließlich hat er auch noch eigene Probleme die Zukunft betreffend.

Als dann auch noch die Eltern von Anita (eigentlich eher Onkel und Mutter) ins Spiel kommen, artet das Ganze aus und wirkt für mich leider auch etwas unglaubwürdig. Hier treffen Eltern, deren Maßstäbe die Konventionen des letzten Jahrhunderts sind, auf Kinder, die frei sein Wollen im Denken und Handeln. Für die eine Beziehung nicht mit einer Heirat zusammenhängt. Doch beide Seiten scheuen sich vor offenen Worten. Manchmal war ich von der Borniertheit einfach nur genervt. Und das Ende lässt mich etwas unzufrieden zurück. Zudem bekommt man zwar viel über die Konventionen mit, die man sich in Sreenaths Familie teilweise selbst auferlegt, jedoch fehlt mir das Flair Indiens nahezu komplett. Zudem konnte ich nur wenig Mitgefühl mit den Protagonisten aufbringen. Das Buch war also insgesamt nicht ganz das, was ich erwartet hatte. Ein wenig mehr Witz und Selbstironie wäre gut gewesen.

3 Sterne