Rezension

Connor und Jess

Lieber heiß geküsst als kaltgestellt
von Kristan Higgins

Klappentext:
Jessica sieht keinen Grund, ihre lockere Beziehung zu Connor auf die nächste Stufe zu heben. Schließlich hat ein Freund mit Vorzügen noch niemandem geschadet. Davon abgesehen hat sie neben ihrem Kellnerjob und ihrem Bruder, um den sie sich kümmert, ohnehin keine Zeit für eine Ehe. Alles könnte also weitergehen wie bisher – wäre da nur nicht diese Eifersucht, als Connor beschließt, sich eine andere Braut zu suchen … „Ein atemberaubender, herzzerreißender und unwiderstehlicher Liebesroman.“ Kirkus Reviews

Die Autorin:
Kristan Higgins‘ Bücher haben die Bestsellerlisten von New York Times, Publishers Weekly, USA TODAY und Wall Street Journal im Sturm erobert. Zudem ist sie zweifache Gewinnerin des RITA-Awards. Mit ihrem Ehemann, einem heldenhaften und toleranten Feuerwehrmann, und ihren beiden Kindern lebt Kristan in ihrer Heimatstadt in Connecticut.

Meine Meinung:
Das Buch beginnt mit einer eigentlich ziemlich romantischen Situation, die gleich zunichte gemacht wird.
"Steh auf, du Blödmann." Uff!
Connor macht Jessica einen Heiratsantrag. Dieser Mann scheint eh nicht von dieser Welt zu sein. Er ist attraktiv, gewandt, charmant und mitfühlend. Wer würde ihn da nicht vom Fleck weg heiraten? Antwort: Jessica. Sie sieht ihn als Affäre, als besten Freund, mit dem sie ab und an schläft und der nichts in ihrem Leben zu suchen hat. Mit ihrem geistig behinderten Bruder Davey hat sie schon genug zu tun, und sie war noch nie dazu bereit, es mit Liebe anstatt Sex zu versuchen. Die Frage ist: Wird er sie dazu bringen, von ihrem Weg abzuweichen und sich auf die Liebe einzulassen?

In Rückblenden wird die Kindheit und Jugend der beiden beleuchtet. Damals geschah ein traumatisches Ereignis, das sowohl Connor, Davey und auch auch Jessica geprägt hat. Alkoholismus und Vergangenheitsbewältigung sind große Themen; so federleicht, wie das Cover und der Titel vermuten lassen, ist die Handlung bei Weitem nicht.
Tiefgehend ist die Geschichte, in die man als Leser eintaucht. Hier wird nichts geschönt.

Besonders gut gefallen haben mir die Beschreibungen der Gegend; Indian Summer ist immer etwas, bei dem man Fernweh bekommt und selbst die bunten Farben sehen möchte. Die Natur, die Weinberge, das Flair dieser Kleinstädte. Malerisch.
Die Dialoge zwischen Connor und seiner Schwester Colleen waren total witzig und haben die manchmal bedrückende Stimmung, die im Buch herrschte, immer wieder aufgelockert.
Außerdem kamen eine Menge Figuren vor, denn die Familienstammbäume sind weit verzweigt, man hat viele Bekannte und Freunde. Jeder kennt dort jeden.
Manchmal hat man es schwer, sie alle auseinander zu halten.

Connor wurde sehr glatt dargestellt, von ihm hätte ich mir ein paar Ecken und Kanten gewünscht. Ansonsten war er charakterlich eher der sensible und introvertierte Typ, der sich viel zu viel von Jess gefallen ließ.
Jess hingegen war mir oft zu kompliziert, auch wenn ein Blick auf ihr früheres Leben nahe legt, warum sie so ist wie sie ist. Trotzdem fand ich sie zu anstrengend. Mitleid kann man allemal mit ihr haben, aber auch wenn sie so schlimme Dinge erlebt hat, braucht sie nicht auf Connor herumtrampeln, der sich immer um sie bemüht hat und für sie da war - denn er hat eben auch Gefühle.
Dieses Hin und Her war manchmal nervig.
Manche ihrer Entscheidungen konnte ich nicht nachvollziehen und ich finde auch, dass das Buch auch mit 100 Seiten weniger gut funktioniert hatte. So wurde extrem viel ausgeschmückt.
Davey ist ein besonderer Charakter, der immer wieder für Überraschungen sorgt.

Der flüssige Schreibstil und die Ironie, die sich mit der Dramatik die Waage hielt, war angenehm zu lesen und gut durchdacht. Nur manchmal zu viel Drama, besonders zum Ende hin.
 

3,5 Sterne.