Rezension

Das 12. Jahrhundert und die Zeit der Kreuzzüge werden lebendig! Berührend, spannend und in mehrerlei Hinsicht wahrlich geschmackvoll!

Bittermandeln aus Byzanz -

Bittermandeln aus Byzanz
von Dorothe Zürcher

Bewertet mit 5 Sternen

Liebe geht durch den Magen; die innige Freundschaft geht ans Herz!

„Bittermandeln aus Byzanz“ war mein erstes Buch von Dorothe Zürcher, aber, soviel sei vorweggenommen, es wird nicht das letzte sein.

Ich liebe historische Romane, die eine auf geschichtlichen Tatsachen basierende fiktive Geschichte erzählen und dabei trotz vieler Mitwirkender den Fokus auf eine Person respektive auf nur wenige Figuren und/oder, wie in diesem Buch, auf einen mal so ganz anderen Schwerpunkt legen.

In diesem Fall bilden die Kochkunst und die damals widrigen Umstände in Sachen Nahrungsmittel und Ernährung zu Zeiten des Hochmittelalters ein Herzstück der Erzählung.

Wie es schon der Klappentext offenbart, stehen neben der Zubereitung wohlschmeckender Speisen drei Personen im Mittelpunkt dieses historischen Romans: Ritter Diethelm, ein Kreuzritter Barbarossas, Pares, ein wahrlich außergewöhnlicher Mann, und Delikatess-Köchin Alkmene. Und aus diesen drei so unterschiedlichen Charakteren entsteht ein ganz besonderes Trio, das andere Herzstück dieses Romans.

Mehr werde ich dazu nicht verraten, damit jeder Leser diese Geschichte unvoreingenommen und von Beginn an lesen und erleben kann.

Bevor ich auf den Roman selbst eingehe, möchte ich unbedingt ein paar Zeilen zur Gestaltung des Buches schreiben. Nicht nur das Titelbild mit glänzend in Szene gesetztem Mörser, rosaweißen Mandelblüten und filigranen Gestaltungselementen ist ein Hingucker, auch das Innenleben ist eine Augenweide. Jedes der 25 Kapitel beginnt mit einer Zeichnung eines Mandelzweiges, dem nebst erklärendem Untertitel genau das Rezept folgt, das in eben diesem Kapitel eine Rolle spielen wird.

Mit dem ersten Satz bin ich mitten im Geschehen und begleite die Protagonisten und Antagonisten durch eine spannende, ergreifende, manchmal erschreckende, immer wieder aber auch berührende Geschichte.

Ein sehr angenehmer und bildhafter Schreibstil entführt mich in die Zeit der Kreuzzüge und macht das damalige Leben mit allen Höhen und Tiefen nahezu greifbar.

Mal fürchte ich um den einen, mal hoffe ich für den Anderen, immer wieder bange ich um Alkmene genauso wie um all die anderen Charaktere, die mir im Laufe der Geschichte durch ihr Handeln und ihren Einsatz ans Herz gewachsen sind. Wo mich gerade eben noch eine Szenerie mit Angst erfüllte, sorgt das nächste Ereignis für Entspannung. Während des Lesens durchlaufe ich wohl so ziemlich alle Gefühle, die einen Leser bewegen können, wenn er sich ganz und gar der Lektüre widmet.

Was die Autorin hier erzählt und wie sie das tut, ist absolut einnehmend und lässt erkennen, dass diesem Buch eine eingehende Auseinandersetzung mit dem Thema des Buches und eine ohnehin gründliche und intensive Recherche vorausgingen.

Am Ende des Buches helfen ein Personenverzeichnis, die Mitwirkenden richtig einzuordnen, und eine Liste mit Worterklärungen, die den einen oder anderen Begriff erläutert, der diesem Buch – ebenso wie die eindrucksvollen Beschreibungen von Orten und Personen – mittelalterliche Atmosphäre einhaucht.

Die Geschichte rund um die „Bittermandeln aus Byzanz“ ist in sich abgeschlossen, macht aber neugierig auf die Weiterführung der Geschichte mit dem Titel „Anisbrot in Antiochia“, die schon im September 2024 erscheinen wird. Ich freu mich drauf!