Rezension

Das Auf und Ab des Lebens

Weil der Mut die Angst besiegt -

Weil der Mut die Angst besiegt
von Sabine Rosenberger

Bewertet mit 5 Sternen

„...Ich war nicht eingeplant, bin sozusagen ein Verkehrsunfall. Aber zu der Zeit war es nicht üblich, eine ungewollte Schwangerschaft abzubrechen. Mein Glück. Ebenso wenig trennt man sich, wenn die Ehe nicht mehr harmonisch verläuft...“

 

Diese Zeilen stehen im ernsten Kapitel und deuten schon an, dass die Kindheit nicht so ganz einfach war.

Die Autorin hat ihre Biografie geschrieben: ehrlich, schonungslos, manchmal mit Augenzwinkern und Humor, obwohl es oft nicht viel zu lachen gab. Der Schriftstil lässt sich flott lesen.

Das Buch beginnt und endet jeweils mit einem selbstgeschriebenen Gedicht. Beide geben die innere Befindlichkeit sehr gut wieder.

Die Kindheit ist geprägt vom Erziehungsstil der damaligen Zeit. Das Kind hat zu gehorchen. Wenn nicht, folgt die Strafe auf den Fuß. Anfangs ließ sich mit Sabine Staat machen. Sie war ihrem Alter weit voraus. Doch schnell zeigte sich, dass sie auch ihren eigenen Kopf hatte.

Das Besondere des Buches ist es, dass regelmäßig ein Resümee in kursiver Schrift gezogen wird. Dadurch lässt mich die Autorin an ihren Gedanken teilnehmen. Ich weiß also nicht nur, was passiert ist, sondern auch, was sie darüber denkt.

Als ihr der Vater endlich mehr zutraut, liest sich das kursiv so:

 

„...Wieder ein Sieg, wenn auch ein mühsamer. Es ist schon manchmal erstaunlich, wie langsam Erwachsene lernen...“

 

Sabine ist hochbegabt. Es sollte noch viele Jahre dauern, bis das jemand erkennt. Daraus resultieren auch die schwierigen Beziehungen zu den Eltern.

Sabine weiß, was sie will und setzt das auf die ihr eigene Art durch. Sobald sie volljährig ist, heiratet sie ihre große Liebe. Ihr Mann ist etliche Jahre älter als sie. Gemeinsam gehen die beiden durch Dick und Dünn. Sabine bringt immer wieder zum Ausdruck, dass sie sich durch ihren Glauben getragen fühlt. Es gibt viele Situationen, wo sie Bewahrung gespürt hat.

Das Leben hält trotzdem manche Schicksalsschläge bereit. Doch sie steht immer wieder auf und macht weiter. Durch ihre freundliche Art findet sie sich in neuen Situationen gut zurecht. Das zeigt sich insbesondere, als sie mit der Schafzucht nach der Wende nach Mecklenburg wechseln.

 

„...Von der Ladeninhaberin lerne ich viel über das frühere Leben in der ehemaligen DDR. Meist halten wir einen ausgiebigen Plausch während des Einkaufs...“

 

Das Buch endet mit der ausführlichen Beschreibung ihrer Wanderung nach Santiago de Compostela nach ihrem fünfzigsten Geburtstag. Sie hatte ihr Leben nochmals komplett umgekrempelt und brauchte eine Pause.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Geschichte wird spannend erzählt und immer mit einer Prise Optimismus gewürzt, wie tief es gerade auch nach unten geht.