Rezension

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Das Buch der Vergessenheit

Die Legende der Spiegelbücher - Bella Winther

Die Legende der Spiegelbücher
von Bella Winther

Bewertet mit 4 Sternen

"DIES IST EINE WARNUNG!

 

Mein Herz wird schlagen, wenn du mich öffnest.

Es wird mit einem langsamen Pulsieren beginnen.

Und zu einem starken Herzschlag auswachsen.

Dein Blut wird es antreiben.

Wir werden Eins sein.

Deine Erinnerungen werden zu meinen.

Mit jedem Teil, den du liest, wirst du einen Teil deiner Welt vergessen.

Einen Teil deines Schmerzes, deiner Wut und deiner Trauer.

Aber alles hat seinen Preis.

Du kannst deine eigene Welt erschaffen.

 

Du musst mich nur LESEN!

 

Alles was du vergisst, wird zerstört.

Doch du wirst es hier wieder finden.

 

SEI GEWARNT!"

 

 

Madleen flieht mit ihrer jüngeren Schwester aus Deutschland nach Mallorca. Nachdem ihre Mutter gestorben ist, wollen die beiden Mädchen den brutalen Fängen des Stiefvaters entkommen und ein neues Leben beginnen.

Dies scheint auch zu funktionieren. Sarah geht auf eine deutsche Schule und Madleen arbeitet in einer Strandbar, um den Lebensunterhalt sowie die Schulgebühren bestreiten zu können. Sarah ist die gesellige und fröhliche, während Madleen die immer zweifelnde und einsame Schwester ist. Bis Madleen ein Buch findet, das anscheinend ein Tourist in der Bar hat liegen lassen.

Erst vergisst sie, dass sie das Buch eingesteckt hat, doch dann spricht sie eines Tages der Surferboy Laurence an und der Drang, das Buch zu lesen, ist auf einmal wieder da. Sie beginnt zu lesen und lässt sich in den Bann des Buches ziehen.

Erst empfindet Madleen es als skurril und einen komischen Zufall, dass im Buch Personen auftauchen, die sie im realen Leben kennt, einschließlich sich selbst. Sarah ist dem Buch gegenüber recht misstrauisch, da Madleen immer schwerer wieder in die Realität zurück findet, wenn sie denn angefangen hat zu lesen. Madleen ist Laurence absolut erlegen und tut alles, was er ihr sagt. Und er ermutigt sie, das Buch immer weiter zu lesen. Aber warum?

Schließlich erinnert sich Madleen an immer weniger Dinge, angefangen bei ihrer Mutter, die sie komplett vergisst. Auch passieren immer wieder schlimme Dinge in ihrer Umgebung, die Madleen sich nicht erklären kann.

Was hat es mit diesem Buch und seinem schlagenden Herzen im Einband auf sich? Und wer ist eigentlich dieser Laurence?

 

Bella Winther hat mit ihrem Debüt einen Fantasy-Roman erschaffen, der einen in seinen Bann zieht. Die Warnung zu Beginn des Buches ist wörtlich zu nehmen, denn es fällt schwer, das Buch zu unterbrechen. Immer wieder geschieht etwas unerwartetes, was natürlich den Drang schürt, weiter lesen zu wollen und auch zu müssen, schließlich will man wissen, was noch so passiert. Aber eigentlich will man auch nicht fertig werden, da man irgendwann so eine gewisse Ahnung bekommt, wie die Geschichte ausgeht und man eigentlich nicht will, dass sie genau so endet. Aber auch hier…ach, lest einfach selbst.

 

Die Schwestern könnten gegensätzlicher eigentlich nicht sein. Madleen, 1,66m groß und 60kg schwer, ist von Selbstzweifeln zerfressen, die wohl daher rühren, dass sie ihre kleine Schwester nicht vor dem gewalttätigem, vergewaltigendem Stiefvater beschützen konnte und auch die Mutter nur zugeschaut hat. Sie ist die Einzelgängerin, die lieber ihre Ruhe hat und es sich mal, wenn sie nicht arbeiten muss, mit einem Buch gemütlich macht.

Sarah hingegen ist trotz ihrer Erlebnisse in der Vergangenheit eher eine Frohnatur, geht auf eine deutsche Schule und hat dort auch einige Freundinnen gefunden. Sie ist gerne mit ihren Freundinnen zusammen und geht auch abends mal aus. Sie scheint sich damit einen Panzer aufgebaut zu haben um ihre Erlebnisse einschließen und vergessen zu können.

Laurence hingegen ist ein absolut mysteriöser Typ. Der Surferboy, Sonnyboy, den jeder lieben muss. Madleen denkt nicht im Traum daran, dass er sie für attraktiv halten könnte, und dann spricht er sie an. Er ermutigt sie immer wieder, das Buch des Vergessens zu lesen, obwohl immer schlimmere Dinge geschehen, die offensichtlich mit dem Lesen des Buches in Zusammenhang stehen. Was es mit Laurence auf sich hat, erfährt man im  Laufe der Geschichte.

 

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ich fand es toll, einige der beschriebenen Orte durch Urlaub schon selbst zu kennen und so ein direktes, eigenes Bild der Kulisse vor Augen haben zu können. Man merkte beim Lesen auch die Liebe der Autorin zur Insel Mallorca. Die Idee, durch das Lesen eines Buches etwas auszulösen, ob gut oder schlecht, fand ich sehr interessant und man merkt an diesem Ansatz, dass eines der Lieblingsbücher der Autorin die Unendliche Geschichte ist.

Was für mich ein wenig gewöhnungsbedürftig war, war die Tatsache, dass es viele verschiedene fantastische Wesen gab ( Gestaltwandler, Vampire, Werwölfe, Meermenschen etc), die zuerst nur im Buch des Vergessens auftauchten, später aber tatsächlich auf Mallorca ihr Unwesen trieben, also aus dem Buch heraus in die reale Welt gewechselt sind. Dies ist eigentlich der einzige Kritikpunkt, der aber an der Geschichte als solches und ihrer absoluten Lesbarkeit nichts geändert hat!

 

Die Legende der Spiegelbücher startete  hier mit dem Buch der Vergessenheit und wird mit dem Buch der Erinnerung voraussichtlich Ende 2015 eine Fortsetzung bekommen.

 

Für alle, die gerne Fantastisches lesen und von der Biss-Reihe und ähnlichem nicht genug bekommen konnten, genau das Richtige!