Rezension

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Das Buch hätte 200 Seiten weniger haben können ohne an Inhalt zu verlieren

Der Fisch in der Streichholzschachtel - Martin Amanshauser

Der Fisch in der Streichholzschachtel
von Martin Amanshauser

Ich habe das Buch angefangen, weil ich die Beschreibung auf dem Klappentext inhaltlich einfach so verrückt fand: Ich wollte unbedingt erfahren, wie es dazu kommt, dass ein Schiff voller Piraten aus dem Jahr 1735 auf ein modernes Kreuzfahrtschiff aus dem Jahr 2015 trifft. Ich habe mir die wildesten Gedanken gemacht, was denn wohl die Auflösung dieses Rätsels sein würde. Aber an die im Buch verwendete Auflösung habe ich nicht gedacht: Es gibt gar keine wirkliche Auflösung! Die skizzierte Geschichte hatte eigentlich einiges an Potenzial. Es wird zwischen zwei Erzählern und ihren Geschichten hin und her gewechselt. Der eine ist ein frustrierter Familienvater, der mit seiner Frau und seinen beiden wie er findet missratenen Kindern eine Kreuzfahrt im Jahr 2015 macht. Der Andere ist ein Geograf aus dem 18. Jahrhundert, der an Bord des Piratenschiffes unterwegs ist. Zunächst werden wirklich in epischer Breite die beiden Charaktere inkl. ihrer Mitmenschen auf den vollkommen unterschiedlichen Schiffen beschrieben. Dabei wird überaus genau auf die teils sehr düsteren und familienfeindlichen Gedanken des Familienvaters eingegangen und auf der anderen Seite mehr als ausführlich das harte und karge Leben an Bord eines Piratenschiffes beschrieben, dessen Besatzung endlich auf den großen Coup wartet. So dauert es auch ganze 200 Seiten, bis sich die beiden Schiffe dann endlich nach einem heftigen Sturm begegnen. Die Geschichten werden ineinander verwoben, was anfangs noch ganz witzig ist. Denn der gemeine Pirat aus dem 18. Jahrhundert kennt eben keine Halogenleuchten, keine Fotoapparate, keine Toilette mit Wasserspülung und Klopapier, keine Feuerzeuge usw. Aber spätestens nach dem 20. Gegenstand, den der Piraten-Geograf fasziniert aus seiner altertümlichen Sicht beschreibt, ist es dann einfach nicht mehr lustig. So plätschert die Geschichte dann über noch mal 300 Seite vor sich hin. Und am Ende bleibt die Frage offen: Wieso landet das Piratenschiff im 21. Jahrhundert - oder ist es doch das Kreuzfahrtschiff, das der Sturm ins Jahr 1735 befördert hat???