Rezension

Das Buch zur Krise

Wer schweigt, stimmt zu -

Wer schweigt, stimmt zu
von Ulrike Guérot

Bewertet mit 5 Sternen

Die Globalisierung ist gescheitert, sagt Ulrike Guérot, die mit diesem Anfang 2022 erschienenen Buch eine treffende Analyse des Geschehens der letzten zwei Jahre vorlegt.

„Niemand gibt, im Großen wie im Kleinen, gerne zu, dass er betrogen wurde.“ Dieser einfache Satz bringt meinem Gefühl nach das aktuelle Dilemma auf den Punkt. Die Corona-Krise hat gezeigt, wie schnell sich eine ganze Bevölkerung in Richtung totalitärer Strukturen konditionieren lässt. Ulrike Guérot deckt schonungslos auf, wie wir manipuliert worden sind und was von Anfang an faul war am offiziellen Notstandsnarrativ. Sie entzaubert die fast mystische Romantik der europäischen Linken. „Mit dem Begriff Solidarität wurde vor allem die politische Linke gekapert und in den Staatsgehorsam eines paternalistischen Staates geführt, den sie sonst immer gern der Übergriffigkeit bezichtigt.“ Unerbittlich geht Frau Guérot mit denen ins Gericht, die naiv den Lockdown als schöne entschleunigende Chance begrüßten, „euphorisch bei dem Gedanken an unbegrenzte Solidarität, „als sei Jesus Christus persönlich in der Postmoderne erschienen“. - „Dem Nimbus der Solidarität, des unbedingt Guten der verabsolutierten Lebensrettung, waren alle erlegen, so betörend war die Idee.“

Furios und mit messerscharfen, fundierten Thesen führt uns Frau Guérot durch die Abgründe unseres gesellschaftlichen Systems. „Wovon der Sozialismus träumte, es aber nie geschafft hat, nämlich die Abschaffung des Eigentums, gelingt dem digital-biometrischen Komplex unter dem sanften Flügelschlag des autoritären Kapitalismus.“

Sie spricht mir vielfach aus der Seele. Die eine oder andere Ungenauigkeit im Lektorat, die wohl der Aktualität und dem Tempo bei der Herausgabe geschuldet ist, konnte mein Lesevergnügen nicht mindern.

Das Buch ist gespickt mit spannenden literarischen und philosophischen Verweisen. Noch nie hat mich beispielsweise jemand so neugierig auf Kafka gemacht; mir war bisher nicht bewusst, dass dessen beklemmende Erzählungen so politisch gedacht werden können.

Man möchte fast jeden zweiten Satz zitieren. Ulrike Guérot belässt es aber nicht bei erhellenden Statements, sie wagt die Utopie zu formulieren, wie wir wieder hinausfinden können aus dem gesellschaftlichen Scherbenhaufen. Sie macht Mut, sich dem von Klaus Schwab entworfenen „Great Reset“ mit einem „globalen Reset von Menschlichkeit, Würde und Demokratie“ entgegenzustellen.

„Wir werden den Krieg gegen das Leben jetzt beenden und das Leben neu beginnen. Wir werden verstehen, dass Aufklärung etwas anderes ist als ein fast religiöser Glaube an die Wissenschaft.“

Lest dieses Buch!