Rezension

Das Chaos droht die Welt zu verschlingen...

Magierdämmerung, Gegen die Zeit - Bernd Perplies

Magierdämmerung, Gegen die Zeit
von Bernd Perplies

Bewertet mit 5 Sternen

London 1897. Nachdem Lord Victor Mordred Wellington widerrechtlich den Platz von Lordmagier Albert Dunholm eingenommen hat, befindet er sich nun mitsamt seinen Anhängern an der Spitze der Macht. Doch weiterhin schwelt der Konflikt zwischen den beiden Magierfraktionen des Silbernen Kreises. Die Gefolgsleute des ermordeten Lordmagiers, zu denen auch Jonathan Kentham gehört, befinden sich in der Hand des Usurpators. In einem Kerker, hinter magisch verstärkten Türen, hält er sie gefangen. Jedoch konnte der neue Erste Lordmagier nicht alle Aufständler in seine Gewalt bringen. Randolph, Grigori und Sedgewick konnten mit McKellen, Kendras Großvater, der sich in einem sonderbaren tiefen Magieschlaf befindet, fliehen, und auch eine Geisel aus den Reihen des Neuen Morgens nehmen. Wird es ihnen gelingen rechtzeitig ihre Freunde zu befreien? Ein Magispector des Ordens ist ihnen bereits auf der Spur! Und nicht nur aus diesem Grund ist es ein Wettlauf gegen die Zeit, denn die Wahre Quelle der Magie sprudelt und sprudelt und diese mächtigen Ströme bleiben nicht ohne Folgen. Sie muss wieder verschlossen werden und Wellington wird dies mit allen Mitteln zu verhindern versuchen.

Das Schwierigste an einer Trilogie ist es sicherlich, den Mittelteil zu gestalten: die Spannung des ersten Teiles muss gehalten, vielleicht sogar noch etwas ausgebaut werden und trotz dessen sollte noch genügend Raum für ein noch folgendes Finale verbleiben. Ich denke, der Autor hat diese Aufgabe gut gelöst. Thematisch schließt "Magierdämmerung, Bd 2: Gegen die Zeit" nahtlos an den Vorgängerband an, selbst die Kapitelzählung geht nach einem sogenannten Zwischenspiel, einfach weiter. Neue Personen werden eingeführt und geben der Handlung zusätzlichen Schwung. Zu dem Schauplatz im viktorianischen London kommt noch als neuer Handlungsort, Rom, dazu. Die Charaktere sind sehr einprägsam und bei den vielen unterschiedlichen Personen findet jeder Leser jemanden, auf dessen Spuren er gerne durch die Geschichte wandert. Sehr glücklich war ich darüber, dass dieses Mal Watson, der Geisterkatze des eigensinnigen magiekundigen Holmes, eine bedeutende Rolle zugedacht wurde. Der Schreibstil gefällt mir sehr gut, ein wenig altmodisch aber nicht staubig, erfüllt er die vergangene Zeit mit neuem Leben. Ab und zu gibt es auch kleine, humorvolle Szenen, jedoch deutlich weniger als im letzten Teil, daran merkt man, dass das Zeitalter für die Magier, durch die letzten Vorfälle, um einiges härter und düsterer geworden ist. Sehr einfallsreich finde ich den Umgang damit, zu zeigen, welche Auswirkungen die geöffnete Quelle und das Einwirken der magischen Kraft auf so manches eigentlich Unbelebte hat, dies birgt so manche Überraschung. Kreativ gestaltet Perplies seine magische Welt und macht es dem Leser somit leicht, gebannt darin zu versinken.

Zu der Aufmachung kann man nur sagen, dass das Buch wieder genauso schön und verspielt gestaltet wurde wie der Vorgänger. Mit der Europakarte von 1897 und dem Stadtplan Londons zur damaligen Zeit auf den Innenseiten der Buchdeckel, erhält man die Möglichkeit, die Aufenthaltsorte der Charaktere bildlich zu verfolgen. Die alten Zeitungsausschnitte, die jeweils einem neuen Kapitel vorangehen, tragen ebenfalls dazu bei, in der viktorianischen Zeit abtauchen zu können.

"Magierdämmerung, Bd. 2: Gegen die Zeit" - ein würdiger Nachfolger des ersten Bandes, atmosphärisch und spannend. Ich freue mich schon unbändig auf das Finale.