Rezension

Das eigentliche Thema ist aus dem Blick geraten

Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen -

Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen
von Gerhard Maier

Bewertet mit 2 Sternen

Gerhard Maier beleuchtet in seinem neuen Buch die Jahreslosung 2022: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“

Maier verortet sie an einer „Bruchstelle des (Johannes-)Evangeliums“, als Jünger sich von Jesus lossagten, die Jesus-Bewegung also in einer ersten ernsten Krise steckte.

Nach einer kurzen Ausführung zur Bedeutung von Losungen fragt Maier, wer Jesus war. Anschließend greift er auf, was es heißt, zu Jesus zu kommen. Ausführlich geht Maier dabei auch auf Hindernisse auf dem Weg zu Jesus ein. Im letzten Teil steht die Frage nach der Antwort auf Jesu Einladung bzw. Versprechen im Zentrum.

Dass Maier konservativ-pietistisch geprägt ist, wird spätestens dann deutlich, wenn er auf das wörtliche Bibelverständnis beharrt.  Zudem legt Maier wert darauf, dass in der Jahreslosung auch das göttliche Gericht anklingt: für alle die, die den Weg zu Jesus nicht finden. Daher betont Maier auch, dass es nicht allein genügt, zu Jesus zu kommen, sondern dass man auch bei ihm bleiben müsse.

Ich muss zugeben: ich bin enttäuscht von dem Büchlein. Sehr viel, was so gar nichts mit der Jahreslosung zu tun hat, ist hier zu finden. Die außerbiblischen Quellen, die Jesu Existenz beweisen, sind – ohne Grund – sehr ausführlich wiedergegeben. Ebenso Gedanken zur Einheit der Christen, zur historisch-kritischen Methode und zur Evangelisation sowie zu der Rolle von Jesus im Islam, um nur ein paar Stichworte zu nennen.

Die vielen Anekdoten, die Maier eingebaut hat,  verstärken sehr oft den Eindruck, dass das eigentliche Thema, die Jahreslosung, aus dem Blick geraten ist. Maier beschließt sein Buch sogar mit einer Art Anekdotensammlung. Hilfreich ist das nicht.

In vielen Teilen seines Büchleins schreibt Maier stark abgrenzend  und abwertend, vor allem was die Antwort der Gesellschaft auf Jesu Einladung angeht. Das empfand ich als sehr störend. Ich will ja nicht wissen, was für eine Position Maier gegenüber liberalen Christen hat, gegenüber der modernen Gesellschaft, gegenüber dem Suizid, dem Islam usw.

Für mich nehme ich aus dem Buch mit, dass die Jahreslosung an einem krisenhaften Punkt zwischen Jesus und den Jüngern, wo sich einige von Jesus abkehrten, anzusiedeln ist. Ebenso, dass es wichtig ist, sich selbst auf den Weg zu machen – ggf. auch als dauerhafte Einladung, die man immer wieder annehmen kann bzw. der man treu bleiben muss, indem man bei Jesus bleibt.