Rezension

Das Eis Imperium

Die Königin der Orchard Street - Susan J. Gilman

Die Königin der Orchard Street
von Susan J. Gilman

Bewertet mit 4 Sternen

Die Königin der Orchard Street kommt von ganz unten. Mit den Eltern aus einem ostjiddischen Schtetl nach Amerika gekommen, hält sich die Familie nur schlecht über Wasser. Die Mutter ist vom Elend hart geworden, und hat auch für die 5 jährige Malka nur den Spruch: nur wer Geld verdient, bekommt was zu Essen. Der Vater hat sich schon längst davon gemacht. Ein Unglück bringt dann die Wende für Malka, das scheuendes Pferd eines Eishändlers, verletzt sie schwer, sie wird ihr ganzes Leben behindert bleiben. Im Krankenhaus ist sie allein, die Mutter kann keinen unnützen Esser gebrauchen, es bleibt nur das Waisenhaus. Da holt Mr. Dinello, der Eismann, Malka zu seiner Familie. Leicht hat sie es dort auch nicht. Schon als Kind arbeitet sie schwer und lernt so nebenbei alles über die Eisherstellung. Sie erkennt aber ziemlich schnell, dass sie gewitzt sein muss, als junges Mädchen, dazu noch schwer körperlich behindert, wird sie sonst nur ausgenutzt. So zerbricht auch das Familienidyll der Dinellis bald nach dem Tod des Alten und Malka, inzwischen katholisch und zu Lilian geworden, steht wieder mal vor dem Nichts. Aber sie kann kämpfen und sie errichtet zusammen mit ihrem Mann Bert Dunkle ein eigenes Eisimperium. Nun fast am Ende ihres Lebens, steht sie wieder ganz unten, die Welt will nicht mehr ihr etwas altmodisches Eis. Die Idee eines alkoholisierten Eis Shake wird von der amerikanischen Gesellschaft nicht gutgeheissen. Und dann wird ein Geheimnis nach dem anderen aus Vergangenheit ans Licht gezerrt. Während die Lillian auf ihre Prozesse wartet, geht ihr Leben noch einmal an ihr vorbei. Aber eine Frau, die als Malka Bialystok den Slum der Lower Eastside überlebte, die als Lilian Krieg, Betrug und Neid ertrug, lässt sich nicht unterkriegen, sie bleibt sich treu.
 Das gelobte Land Amerika war nicht für alle Einwanderer sofort das Paradies, in den Vierteln der Russen, Juden und Italiener herrschte blanke Not und jeden Sommer starben hunderte von Kindern an den Thypus- Polio und anderen Epidemien. Große Familien hausten in einem Zimmer und das wurde tagsüber oft noch als Werkstatt benutzt. Und doch lebten sie alle ihren amerikanischen Traum. In der mitreißend erzählten Geschichte von Lilian/Malka wird das lebendig. Es ist großes Kino, wie die Autorin New York und ihre Bewohner in Szene setzt.