Rezension

Das Ende war für mich leider keine runde Sache

Wenn du mich küsst, dreht die Welt sich langsamer - Jessica Redmerski

Wenn du mich küsst, dreht die Welt sich langsamer
von Jessica Redmerski

Bewertet mit 4 Sternen

Der erste Satz
Seit zehn Minuten dreht Nathalie jetzt an derselben Locke, und allmählich treibt mich das in den Wahnsinn.
 

Meine Meinung
Inhalt
In Camryns Leben geht derzeit mehr schief als gut. Als sie sich auch noch mit ihrer besten Freundin fetzt, fällt sie den Entschluss einen Rucksack zu packen und einfach in einen Bus zu steigen. Ihr Ziel? Keine bestimmte Stadt, sondern eher wieder zu sich selbst zu finden. Auf ihrem Weg trifft sie auf den nervigen Andrew, der mit der Zeit plötzlich gar nicht mehr so nervig für sie ist...

Ich hätte nie gedacht, dass ich mal freiwillig und nüchtern vor einer Kloschüssel schlafen würde, aber ich meinte es absolut ernst, als ich sagte, ich würde überall neben ihr schlafen.
Zitat aus "Wenn du mich küsst, dreht die Welt sich langsamer" -Andrew-

Charaktere
Camryn ist vom Leben gezeichnet. Eigentlich sollte die junge Frau ihr Leben alters entsprechend in vollen Zügen genießen, doch gewisse Ereignisse in ihrem Leben haben dazu geführt, dass sie keinerlei Emotionen mehr in sich spüren kann.
Andrew sieht sein Dasein anders. Er versucht aus allem das Beste zu picken und hat seine Gefühle ganz gut im Griff und weiß auch damit umzugehen. Andrew ist ein Mensch, bei dem die Sonne aufgeht, wenn er einen Raum betritt, weil er eine so tolle Ausstrahlung hat.

Mit ihm an meiner Seite und umschlungen von seinen Armen, könnte ich sterben und wüsste nicht mal, dass ich gestorben bin.
Zitat aus "Wenn du mich küsst, dreht die Welt sich langsamer" -Camryn-

Gesamt
Jessica Redemerski hat sich dazu entschieden abwechselnd Cam und Andrew erzählen zu lassen. Da diese sich uns in der Ich-Form mitteilen, bekommt man einen sehr guten Blick in beide Protagonisten. Man kann sich mit ihnen anfreunden und ihre Handlungen, sowie Gefühle verstehen. Besonders Camryn fand ich von Anfang an toll. Auch wenn erst nach und nach herauskommt, was sie in ihren jungen Jahren schon alles durchleben musste, habe ich förmlich gespürt, dass da noch was anderes, gravierendes geschehen sein muss. Es hat mich erschreckt und auch ein Stück weit berührt, wie sie erzählt, dass sie eigentlich überhaupt nichts mehr fühlen kann. Weder positive noch negative Emotionen kommen noch bei ihr an. Und über jene zu sprechen hat sie ebenfalls komplett eingestellt.
Als Andrew auf der Bildfläche erschien, war ich sofort gefangen von seinem Erscheinungsbild. Er hat eine unglaubliche Präsenz an sich. Wenn Andrew da ist, lichten sich die Wolken für Camryn am dunklen Himmel und ein kleiner Sonnenstrahl kommt zum Vorschein. Im Laufe der Geschichte verschwinden diese Wolken in der Gänze und ein wunderschöner tiefblauer Himmel kommt zum Vorschein. Bis dahin erleben die Protagonisten eine ganze Menge und doch eigentlich überhaupt nichts. Sie fahren zusammen im Bus, lernen sich kennen und mögen sich schließlich sogar. Schon beim Kennenlernen habe ich die Funken, die zwischen ihnen hin und her flogen förmlich selbst vor Augen gehabt.
Die Beziehung der Beiden basiert auf Vertrauen auf den ersten Blick. Sie erzählen sich ihre Geschichte und verstehen einander. Im Grunde genommen helfen sie sich gegenseitig aus dem tiefen Sumpf, in dem sie sich befinden. Camryn macht aus Andrew eine (noch) besseren Menschen und Andrew gibt Camryn ihre verloren geglaubten Gefühle zurück.
Dieser Roman war so schön, romantisch und emotional, dass ich wirklich begeistert war.
Doch dann war ich kurz vorm Ende und mein Empfinden schlug um: Nach meiner Meinung hat Jessica Redemerski kurz vor Schluss noch zu viel Drama in die Geschichte gebracht. Ich empfand es als unpassend, jetzt noch ein Fass aufzumachen. Das Ereignis, von dem ich rede, wird kurz angerissen und kam mir so unglaublich fehl am Platz vor. Ich empfand es wie ein Fremdkörper, der da nicht hingehört.
Auch mit dem Ende an sich bin ich nicht ganz zufrieden. Es ist für mich eine unrunde Sache gewesen. Die letzten Seiten und das Ende haben mir das Buch zwar jetzt nicht versaut, aber sie haben bei mir ein trauriges Gefühl hinterlassen, was ich sehr, sehr schade finde, denn bis dahin fand ich das Buch großartig.

Zufall ist nur ein allgemein akzeptierter Begriff für Schicksal.
Zitat aus "Wenn du mich küsst, dreht die Welt sich langsamer"

Fazit
Die zwischenmenschliche Beziehung der Protas ist sehr gut durchdacht und rüber gebracht worden. Man findet sich in ihnen wieder und denkt sich sogar, dass diese Geschichte vielleicht aus dem Leben gegriffen sein könnte. Die schmerzlichen Ereignisse, die jeder der Zwei durchleben musste, waren äußerst berührend zu lesen und hätten mich sogar fast zu Tränen gerührt.
Es hat mir sehr gefallen, wie leicht und schnell sich dieses Buch lesen lässt.
Einzig das Ende und die letzten Kapitel davor empfand ich als "misslungen". Es kam mir schlicht unwirklich und unpassend rüber. Bis dahin fand ich "Wenn du mich küsst, dreht die Welt sich langsamer" aber als äußerst empfehlenswert. Ich bin sehr erfreut darüber, dass ich mich auf einen zweiten Teil freuen darf, denn ich bin von den Protagonisten so begeistert, dass ich sie gerne noch weiter begleiten werde.
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