Rezension

Das etwas andere Buch

Das Flüstern des Schnees - Alexi Zentner

Das Flüstern des Schnees
von Alexi Zentner

Wer zu diesem Titel greift darf Mythen mal anders erleben, denn hier geht es mal nicht um die griechische Mythologie, die langsam ausgelaugt wird, sondern um eine ganz andere, die noch so neu und frisch wirkt. Aber man sollte nicht zu viel von dem erwarten und sich auch nicht vom Klappentext beirren lassen, wie ich es tat, denn so wurden meine Erwartungen hochgeschraubt. Leider entsprach das Buch dann gar nicht meinen Erwartungen und die Szenen, in denen die Menschen vom Schnee begraben waren wurden nur kurz abgehandelt, was mich sehr enttäuscht hat. Trotzdem hat der Autor mich in einigen wenigen Momenten mit seinem mythischen Schauplätzen und einigen Momenten gefangen genommen, weshalb das Buch vielleicht etwas für Leser wäre, die gerne neue Mythen kennen lernen und besonders viel Wert auf mythische Schauplätze legen.

"Die Männer flößten die Stämme schon früh, im September, den Fluss hinunter." (Erster Satz)
Stephen kommt nach einer langen Lehre als Paster zurück nach Sawgamet, seinem Geburstort, zurück um die letzten Tage mit seiner Mutter verbringen zu können. Aber während er die Grabrede schreibt kommen viele Geschichten, die ihm sein Vater oder Großvater erzählt haben hoch. Und diese Geschichten haben es in sich, denn Sawgamet, inmitten eines großen Waldes, ist nicht so harmlos wie es scheint, vor allem nicht die Winter.

Meinung:
Zu Beginn fiel es mir recht schwer in das Buch zu finden, denn die Übersetzung weißt nicht nur einige Stolpersteine auf, sondern wechselt auch immer wieder, ohne Vorwarnung, im Lesefluss die Erzählperspektive. Dies sorgt zu Beginn aber für einige Verwirrung, denn die Erzählperspektiven und Erzählzeiten ändern sich zumeist während der Kapitel, wobei dies zum Ende hin wieder abnimmt.
Dafür darf man die Geschichten rund um Sawgamet auch aus drei Perspektiven kennenlernen, wobei ich finde, dass man von Stephen und seinem Vater nur wenig erfährt, deshalb scheinen sich auch nicht wirklich besonders. Dafür ist Jeannot, Stephens Großvater, umso interessanter, denn gründete Sawgamet und kennt auch die Geheimnisse und Mythen rund um Sawgamet. Schon als Kind scheint dieser wirklich besonders zu sein, den mit Hilfe seines Hundes findet er sogar einen großen Klumpen Gold in der Erde, entscheidet sich dann aber nicht dafür weiter nach Gold zu suchen, sondern sucht sich etwas Beständigeres, was ihn durch viele andere hervorhebt. Meiner Meinung darf man einige der anderen Charaktere ebenfalls kennen lernen, aber keiner von ihnen sticht so heraus wie Jeannot.
Vor allem stechen aber auch die Mythen heraus, die sich rund um den Wald finden lassen. Aber auch der Schauplatz ist nicht ohne, denn schon dieser wirkt mehr als nur magisch, außerdem ist er so wundervoll beschrieben, dass man ihn immer direkt vor Augen sehen kann. Hin und wieder gab es auch magische Momente, die mich überrascht haben, aber diese kamen viel zu selten.
Aber ich denke, dass der Autor die Besonderheit dieses Ortes nicht nur durch die gut gewählten Schauplätze aufzeigen wollte, denn er versuchte auch die Gefühle die dieser Ort in den vielen Menschen hervorgerufen hat aufzufangen. Diese reichten von todtraurig, über geschockt bis hin zu befreit, aber diese Gefühle konnten mich in den meisten Stellen des Buches leider nicht erreichen, vielleicht liegt das aber auch daran, dass ich mich mit den Charakteren so gar nicht identifizieren konnte.
Zumindest konnte mich das Ende dann wieder überzeugen, denn dieses rundete das Buch mit dem magischsten aller Momente im Buch ab.