Rezension

"Das fehlende Glied in der Kette!" von Agatha Christie

Das fehlende Glied in der Kette - Agatha Christie

Das fehlende Glied in der Kette
von Agatha Christie

Bewertet mit 4 Sternen

Der Klappentext

Wer hat die wohlhabende Mrs Emily Inglethorp auf ihrem Landgut Syles Court vergiftet? Ihr Ehemann Alfred, der es scheinbar auf das Erbe abgesehen hat? Doch auch ihre Stiefsöhne oder die launische Haushälterin könnten die Mörder sein. In seinem ersten Fall nimmt Hercule Poirot alle Bewohner von Styles unter die Lupe, um den Täter zu entlarven.
[ Quelle: Atlantik ]

Meine Meinung
Die meisten kennen sie, viele mögen sie - ich liebe sie. Agatha Christie ist für mich der Inbegriff des Krimi- Autoren. Ich hab schon einige ihrer Bücher gelesen, allerdings nie so recht in der dafür vorgesehenen Reihenfolge. Also hab ich mir Band 1 der Poirot-Reihe besorgt und werd mich jetzt nach und nach durch ihre Werke lesen.

Das fehlende Glied in der Kette stellt also den Auftakt der Reihe rund um den belgischen Detektiv dar. In seinem ersten Fall erforscht er die Umstände rund um den Tod von Emily Inglethorp, einer reichen älteren Lady, die gemeinsam mit ihrem Ehemann, ihren Stiefkindern und diversen Hausangestellten auf dem Styles Anwesen lebte. Der offensichtlichste Verdächtige ist Emilys Ehemann, der erst vor kurzem wie aus dem Nichts aufgetaucht ist und die Lady recht schnell vor den Traualtar gezerrt hat. Nun erbt er das komplette Vermögen, das nicht recht klein ist. Doch dann bekommt er ein wasserdichtes Alibi - von Hercule Poirot höchstpersönlich.

Der erste Poirot-Krimi ist genau das, was ich mir von Agatha Christie erwarte. Bereits in ihrem Erstlingswerk konnte man erkennen, welch großartige Autorin da ihre Geschichte niederschreibt. Wer schon das eine oder andere Buch gelesen hat, weiß um den Aufbau dieser Geschichten. Der zunächst glasklare Mord ist doch nicht so unproblematisch wie gedacht, denn das gefundene Strychnin hätte eigentlich schon Stunden vorher wirken müssen. Warum starb die Guts-Dame also erst in den frühenen Morgenstunden? Und wer hatte noch ein Motiv, einen Mord zu begehen, wenn doch der offensichtliche Verdächtigte aus dem Schneider ist?

Etwas irritiert war ich aber vom Anfang der Story, da sie etwas schleppend in Gang kam. Da gehen schon einige Seiten an einem vorbei, bis der Mord überhaupt geschieht. Im Nachhinein war das aber gar nicht schlecht, da man so die Gelegenheit hatte, die Charaktere etwas besser kennenzulernen. Denn anders als gewohnt wurde es später ein klitzekleines bisschen verwirrend. Obwohl mir Das fehlende Glied in der Kette wirklich Spaß gemacht hat, so merkt man doch, dass es sich hierbei um Christies Erstlingswerk handelt. Der eine oder andere Stolperstein kann da eben gefunden werden.

Besonders ist natürlich das typisch britische Flair und das grandiose Setting. Die vereinzelnten Landschaftsbeschreibungen haben mir ein recht plastisches Bild von Styles gezeichnet. Genau diese Settings machen eben auch die Christie-Bücher aus. Es war einfach toll, sich vorzustellen, selbst auf dem großen Anwesen flanieren zu gehen.

Die Charaktere sind zahlreich, sie alle hier genauer zu beleuchten, würde den Rahmen sprengen. Anfangs war eben diese Vielzahl etwas verwirrend, doch im Laufe der Zeit kristallisierten sich die verschiedenen Eigenschaften der Protagonisten heraus und die einen mochte ich nachher, die anderen eher weniger. Allerdings hege ich den scharfen Verdacht, dass Christie genau diese Sympathie-Verteilung beabsichtigt hat.

Ganz besonders verliebt bin ich aber in den Schreibstil, denn Agatha Christie nutzt eine ganze besondere Art und Weise, ihren Krimi zu erzählen. Sie nutzt einen Ich-Erzähler, der zwar immer direkt am Geschehen ist, mit diesem aber nur wenig bis gar nichts zu tun hat. Hastings, ein Soldat auf Heimaturlaub, der kurzerhand nach Styles eingeladen wurde, berichtet im Rückblick von dem Kriminalfall. Meiner Meinung nach eine wirklich geniale Idee.

Mein Fazit
Obwohl in Das fehlende Glied in der Kette noch den einen oder anderen Kritikpunkt zu finden ist, hat mir das Buch doch spannende Lesestunden beschert. Auch wenn der Autorennamen nicht auf dem Cover stehen würde, wäre doch sofort klar, dass es sich um ein klassisches Christie-Buch handelt. Auf den Mörder wäre ich nie gekommen, daher: Mission absolut erfolgreich!!
Einen Punkt ziehe ich ab, da die Story an manchen Stellen etwas verwirrend war und ich nicht ganz durch die Handlung durchsteigen konnte