Rezension

Das Geheimnis

Gazellenspuren
von Miral Al-Tahawi

Bewertet mit 4 Sternen

Ein vollkommen neues Leseerlebnis: poetische Worte, orientalische Bilder, teilweise anstrengend, andererseits auch neugierig machend.

Muhra, das Beduinenmädchen, kennt zwar ihren Vater, weiß aber nicht, welche seiner drei Frauen ihre Mutter war. In diesem Buch erzählt sie von den Bildern, die sie auf ihrer Suche nach der „Richtigen“ fand, von Begebenheiten, die sie gehört hat. 

In poetischer Sprache verpackt werden dem Leser orientalische Geschichten erzählt, die teilweise an Tausendundeinenacht denken lassen. Teilweise wirken sie konfus, schwer nachvollziehbar. 

Miral al-Tahawi, die 1968 in eine Beduinenfamilie hineingeboren wurde, ist eine preisgekrönte arabische Schriftstellerin.Gerne habe ich mich von ihr in ihre fremde Heimat entführen lassen.

Schon auf Seite 7 des Buches steht: „Manches Ende birgt ein Geheimnis, das man nicht zu ergründen versuchen soll.“ Ganz verstehen konnte ich den Satz erst zum Schluss. Denn durch das Netz von Namen, Menschen und Orten verflüchtigte sich für mich oft der Zusammenhang. Es war nötig, langsam zu lesen, damit sich die märchenhaften Bilder vor meinem geistigen Auge entfalten konnten. 

Erschreckend fand ich diesen Ausschnitt von Seite 65: 

„Mitten ins Schluchzen seiner jüngsten Tochter sollte Lamlum Pascha sagen: >>Deine Nase bleibt deine Nase, selbst wenn sie schief und krumm ist. Ein Mädchen gehört dem Sohn ihres Onkels, auch wenn sie sich lieber die Augen ausreißen würde. Ein echtes Arabermädchen ist gefügig wie eine Kamelstute. Wo man sie festbindet, kniet sie nieder, und setzt man sie in Bewegung, läuft sie los.<<“

Fazit: Für mich war dieses Büchlein ein ganz neues Leseerlebnis. Es hat mich einerseits angestrengt, andererseits aber auch neugierig auf mehr von dieser Autorin gemacht.