Rezension

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Das Haus der Hebamme

Das Haus der Hebamme - Tanja Wekwerth

Das Haus der Hebamme
von Tanja Wekwerth

Bewertet mit 4 Sternen

Anne ist eine erfolgreiche Innenarchitektin in Berlin. Zusammen mit ihrem Partner, der zugleich auch ihr Lebenspartner ist, hauchen sie außergewöhnlichen Gebäuden und Räumen besonderes Leben ein. Manch einer würde ihre Umgestaltungen auch exzentrisch nennen. Als sie einen Ausflug ins Umland machen, schauen sie sich ein kleines Haus mit einer blauen Tür in der Prignitz an. Adam ist sofort davon überzeugt, dass das Haus keine Investition wert ist, aber Anne ist sich nicht sicher.

Nach langem Überlegen folgt Anne ihrem Bauchgefühl und kauft das Haus. Alleine. Für sich. Ohne Adam etwas davon zu sagen. Sie trennt sich mehr oder weniger von ihm, fährt zu ihrem Häuschen und beginnt mit den Renovierungsarbeiten.

 

Durch Zeitsprünge erfahren wir von der Geschichte des Hauses. Kurz nach 1900 gehörte das Haus einem Bauern und seiner Frau. Diese hatten schon zwei Mädchen, doch der Bauer wollte unbedingt noch einen Sohn. Also wurde seine Frau entgegen dem Rat der Hebamme nochmals schwanger. Bei der Geburt des dritten Kindes verstarb seine Frau und der Bauer hatte sich nun um drei Mädchen zu kümmern. Bevor die Mutter verstarb, sagte sie der Hebamme, das Kind solle Marie heißen, doch der Vater nannte sie Lotte. Bald suchte sich der Vater eine neue Frau, die ihm auch endlich einen Sohn schenkte. Der Sohn wurde von ihr verhätschelt, während die drei Mädchen ein schweres Leben hatten und nur durch die alte Hebamme Runa etwas Liebe empfingen.

 

Das Haus der Hebamme erzählt gefühlvoll von der Suche nach dem richtigen Platz im Leben und den Fügungen des Schicksals. Tanja Wekwerth hat einen schönen Schreibstil, der den Leser fesselt und mit über die Wiesen und in die Wälder der Prignitz entführt. Schön finde ich die Parallelen zwischen Anne und Lotte, die beide auf gewisse Weise verloren sind im Leben und nicht wissen, wohin die Reise geht und in dem Haus mit der Blauen Tür ihre Bestimmung finden und auch ihr Glück.

Manchmal hätte ich mir ein paar Seiten, ein paar Worte mehr gewünscht, gerade als es um das Leben von Lotte und ihren Schwestern ging, denn dort wurden meist viele Jahre übersprungen, die man noch etwas hätte ausführen können.

Alles in allem aber ein schönes Buch für zwischendurch, das ich gerne gelesen habe.