Rezension

Das Krokodil

Das Krokodil - Maurizio De Giovanni

Das Krokodil
von Maurizio de Giovanni

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:
„Das Krokodil“, so wird der dreifache Mörder genannt, der in Neapel sein Unwesen treibt - kein Wunder, immerhin findet die Polizei an jedem Tatort ein Taschentuch, das mit Tränen getränkt ist. Tränen beim Morden …!? Doch trotz dieser ausgiebig vorhandenen DNA-Quelle tritt Kommissar Di Vincenzo mit seinen Ermittlungen auf der Stelle, während der Druck durch die Presse auf die Polizei steigt und die Angst vor dem Serienmörder in der Bevölkerung wächst.
Der Staatsanwältin Laura Piras ist nicht entgangen, dass der nach Neapel strafversetzte Inspektor Lojacono mehr kann und weiß, als er selbst zugeben will: von seinem Chef zur qualvollen Untätigkeit in seinem Polizeibüro verdammt, verbringt er seine (Arbeits-)Zeit nur zu gerne mit PC-Spielen. Damit ist es vorbei, als Laura Piras ihn in das Ermittlungsteam aufnimmt – gemeinsam begeben sie sich auf die Jagd nach dem „Krokodil“. Alles andere als einfach in einer Stadt, in der die Corrido allgegenwärtig ist und der Serienmörder bereits Ausschau nach seinem nächsten Opfer hält…

Meine Meinung:
Dieser Krimi wurde mit dem wichtigsten italienischen Preis für Kriminalromane, dem Premio Scerbanenco ausgezeichnet und so ging ich mit entsprechend hohen Erwartungen an dieses Buch heran.
Und tatsächlich wartete ein Krimi auf mich, dessen Plot sehr spannend ist: der Mörder mit den „Krokodilstränen“, der junge Menschen ermordet, Kinder… Und ein Inspektor, der nach Neapel strafversetzt wurde, wo er mit alltägliche Routine-Aufgaben abgespeist wird und mit seinem Schicksal hadert.

Der Autor verliert nicht viel Zeit: Gleich zu Beginn macht der Leser Bekanntschaft mit dem Tod – auf beeindruckende Weise zieht der Tod ein, jagt dem Leser bereits den ersten Schauer über den Rücken.
Abwechselnde Perspektiven, darunter auch die des Täters, der es stets beeindruckend intensiv versteht, die Aufmerksamkeit des Lesers auf sich zu vereinigen, sorgen dafür, dass die am Anfang aufgebaute Spannung nicht abreißt. Dies wird außerdem der Tatsache geschuldet, dass die Opfer nicht identitätslos bleiben, sondern Einblicke in ihr Leben, ihren Charakter gewährt wird, wodurch die Morde eine umso größere Intensität und Tiefe erlangen. Der Autor spielt mit den Gefühlen seiner Leser: er packt sie an einer empfindlichen Stelle, die er nicht mehr loslässt, sondern immer tiefer bohrt, während gleichzeitig ein Mord den nächsten jagt – und er scheint nicht aufzuhalten zu sein…!

Der strafversetzte Inspektors Lojacono, der seine Zeit im Büro „absitzt“ sorgt mit seinem Lebenslauf und seiner eigenwilligen Persönlichkeit dafür, dass er der dem Leser immer vertrauter wird und man gebannt seine Entwicklung verfolgt – vom ruhiggestellten Inspektor zum engen Mitglied des Mord-Ermittlungsteams, was ihm natürlich nicht nur Freundschaften beschert…

Als ein Highlight dieses Krimis empfand ich persönlich die Tatsache, dass der Leser von Anfang an scheinbar „im Bilde“ ist, den Ermittlungen offensichtlich einen Schritt voraus, da er den Täter und seinen nächsten Schritt zu kennen glaubt . Diesen Eindruck zu vermitteln, gelingt dem Autor auf so durchdringende Art und Weise, dass es jedes Mal erneut erschütternd ist – und zieht zum Glück gerade noch rechtzeitig, bevor es ermüdend wirken könnte, die Reißleine. Und das Ende – ja das Ende… nur soviel sei verraten: es kommt anders, als wohl die meisten es vermuten würden…

Fazit: Ein fesselnder Kriminalroman mit italienischem Flair, von einem Autor, der die Aufmerksamkeit und Gefühle des Lesers zu packen vermag- spannend, überraschend, solide. Lesen !