Rezension

Das Leben in der Ostmark ...

Das Jagdhaus - Rosemarie Marschner

Das Jagdhaus
von Rosemarie Marschner

Bewertet mit 5 Sternen

In der Tat fand ich dieses Buch sehr spannend zu lesen, obwohl es eigentlich eher leise und einfühlsam geschrieben ist. Frau Marschner hat eine sehr wunderbare Art sich auszudrücken. Obwohl oft die direkten Dialoge fehlen, ist das Buch zu keiner Zeit langweilig. Da ich mich persönlich sehr für Geschichte interessiere, enthielt das Buch für mich genau die richtige Mischung zwischen Fiktion und Wirklichkeit. Sehr offen geht die Autorin mit dem Thema Großdeutsches Reich um. Aus der Sicht der Österreicher hatte ich die Zeit um den zweiten Weltkrieg noch nie direkt betrachtet. Clever siedelte Hitler seine Nazigrößen auch in den österreichischen Städten an. „Es riecht nach Berlin …“ frotzelten die Österreicher, wenn ihnen mal wieder eine davon unter die Nase kam. Aufgrund des Luftkrieges übersiedelte die Zentrale der NS-Euthanasie von der Tiergartenstraße 4 in Berlin in die Ostmark, welche damals spöttisch gerne als der Luftschutzkeller des Reiches bezeichnet wurde. Hier findet sich auch die Tötungsklinik Hartheim in der Nähe von Linz, in der über 18.000 Personen zu „Untersuchungszwecken“ umgebracht wurden. Auch wurden nicht wenige Rüstungsbetriebe in die Ostmark verlegt. Ein prominentes Beispiel waren die Reichswerke Hermann Göring in Linz.

Der fiktive Teil des Romans dreht sich hauptsächlich um Antonia, die Frau von Ferdinand Bellago, einem Anwalt aus gutem Hause, ihren Bruder und ihre Kinder. Immer wieder huscht eine Marie durchs Bild, die Leser des Vorgängerbandes wissen gleich Bescheid. Doch auch für diejenigen, die Marie im ersten Buch nicht nach Linz begleitet haben, werden nicht um die Aufklärung betrogen. Liebevoll beschreibt Frau Marschner die Charaktere … den schüchternen Bruder Peter, den die Eltern in der Obhut seiner Schwester Antonia in Deutschland zurückgelassen haben, die Schwiegereltern sowie Ferdinand und sein Partner Thomas. Das Leben zur Zeit des Naziregimes ist kein leichtes, aber Antonio wächst mit ihren Aufgaben zu einer starken Person heran. Ich bin fast traurig, sie nicht weiter begleiten zu dürfen. Ich würde mich freuen, wenn die Autorin den Faden nochmal aufgreifen würde. Es sind noch viele Fragen offen, besonders über den Verbleib und das weitere Leben von Marie und Thomas hätte ich gerne noch mehr erfahren. Für das Buch inklusive Vorgängerband Das Bücherzimmer möchte ich eine absolute Leseempfehlung aussprechen.