Rezension

Das Leben in Nachkriegsdeutschland

Monis Jahr. Großdruck - Kirsten Boie

Monis Jahr. Großdruck
von Kirsten Boie

Bewertet mit 4 Sternen

1955 lebt die 10 jährige Monika mit ihrer Mutter und ihrer Großmutter gemeinsam in einer kleinen Wohnung in Hamburg. Ihr Vater ist seit mehr als 10 Jahren vermisst, doch ihre Großmutter glaubt fest daran, dass er noch lebt. Dieses Jahr wird aufregend für Monika: Wenn sie die Prüfung besteht, kann sie als Erste in der Familie aufs Gymnasium. Doch das wird nicht die einzige Veränderung in diesem Jahr bleiben.
Die Geschichte wird konsequent aus der Sicht Monikas erzählt, die voll und ganz der Art eines Mädchens diesen Alters entspricht. So ist es sicherlich ohne Schwierigkeiten möglich, dass Kinder ab circa zehn Jahren dieses Buch ohne Schwierigkeiten lesen und verstehen können. Schwierigere Ausdrücke bzw Geschehnisse, die sich zu jener Zeit ereigneten, werden im Anhang kindgerecht erklärt.
Aber auch für Erwachsene ist diese Lektüre interessant. Man erfährt viel über das Leben in der Nachkriegszeit, beispielsweise wie ausgeprägt die Klassengesellschaft war. Auch wenn es heute noch schwierig ist, dass grundsätzlich jedes Kind aufs Gymnasium kommen könnte, damals war es schier eine Unmöglichkeit. Oder die erdrückenden Konventionen, denen sich die Frauen unterwerfen mussten. Fast-Witwen, deren Männer seit zehn Jahren vermisst waren, hatten kein Recht darauf, sich zu vergnügen, denn ansonsten wurden sie schnell als Flittchen abgestempelt. Doch auch die Hoffnung begann wieder zu wachsen, denn die Menschen fanden Arbeit und begannen, sich wieder etwas zu leisten. Vor 65 Jahren spielt diese Geschichte. Eigentlich kein allzu großer Zeitraum, doch es wirkt, als ob es in einer anderen Welt geschehen wäre. Insgesamt ein interessanter und unterhaltsamer Blick in eine Zeit, die mit der unseren nicht mehr viel zu tun hat.