Rezension

Das Leben kann bittersüß sein

Der Geschmack von Salz und Honig - Hannah Tunnicliffe

Der Geschmack von Salz und Honig
von Hannah Tunnicliffe

Bewertet mit 3 Sternen

Francesca (Frankie) und Alexander sind seit vielen Jahren ein Paar und ihre Hochzeit steht kurz bevor. Tragischerweise wird es diese Hochzeit jedoch niemals geben, denn Alex ist bei einem Surf-Unfall tödlich verunglückt.

Als Frankie auf der Beerdigung ihres Fast-Ehemannes alles über den Kopf wächst, flüchtet sie sich in eine einsam gelegene Waldhütte. Obwohl sie mit Alex sehr oft in dieser Hütte war, glaubt Frankie, hier eher wieder zu sich finden zu können als zu Hause, denn

„Er ist überall“, sage ich. „Überall und nirgends. In der Küche, im Wohnzimmer, im Schlafzimmer. Entschulde, aber … überall im Schlafzimmer. Da liegt ein hoher Stapel Surf-Magazine, die er nie aussortiert hat, er fällt immer um. Ich habe ihm immer wieder gesagt, dass er sie wegräumen oder wegwerfen soll, und jetzt wünschte ich, das ganze Zimmer wäre voll davon.“

Frankie findet jedoch nicht die erwünschte Ruhe und Einsamkeit, sondern sie wird durch ihre Nachbarn, ihre Familie und den Verwalter Jack und seine Tochter Huia in ihrer Trauer gestört. Diese Störungen sind jedoch nicht ausschließlich negativer Natur, denn diese Menschen helfen Frankie, nach und nach, den Weg zurück in ihr eigenes Leben zu finden. Aber wenn man gerne für sich alleine sein möchte, dann kann einem auch die liebevollste Familie gehörig auf den Nerv gehen.

Da Francesca Halbitalienerin ist, wird sie von ihrer Familie des öfteren mit einem guten Essen von der Trauer abgelenkt. Am Ende des einen oder anderen Kapitels findet der Leser entsprechende Rezepte, von denen mir einige haben das Wasser im Mund zusammen laufen lassen.

Nach und nach wird Frankie bewusst, dass Alex Geheimnisse vor ihr gehabt haben muss. Sie hinterfragt ihre Partnerschaft und findet Antworten auf Fragen, die sie lieber nicht gefunden hätte, weil sie so schockierend für sie sind.

Und als ob sie nicht genug mit der Trauer um Alex zu tun hätte, so muss Frankie sich auch noch mit ihrer Schwester auseinandersetzen. Nach vielen Jahren des Schweigens zwischen den Beiden, taucht Bella auf einmal wieder auf. Nur deren Hartnäckigkeit ist es zu verdanken, dass Frankie und sie wieder zueinander finden.

Das Buch ist aus der Ich-Perspektive von Frankie geschrieben. Die Charaktere sind gut beschrieben, manche etwas blasser als andere, jedoch vielfältig und glaubhaft.

Die Idee hinter der Geschichte hat mir sehr gut gefallen, jedoch haben mir die überwiegend abgehackten und manchmal extrem kurzen Sätze das Lesevergnügen arg verleidet. Es tut mir leid wenn ich schreiben muss, dass ich mich über einige Seiten regelrecht hinweg zwingen musste, aber weil ich neugierig auf das Ende war, habe ich weiter gelesen. Nun weiß ich natürlich nicht, ob diese stilistische Eigenschaft auf die Übersetzung zurück zu führen ist oder ob es sich tatsächlich um den Schreibstil der Autorin handelt. Das vermag ich nicht zu unterscheiden.

Dadurch, dass ich nicht wirklich in einen Lesefluss hineingefunden habe, konnte sich auch keine wirkliche Nähe zwischen Frankie und mir einstellen. Wir hatten ein eher kühles Verhältnis zueinander, ihre Gefühle blieben mir fremd.

Für einen Leser, der mit den kurzen Sätzen klar kommt, ist es ganz sicher ein tolles Buch. Ich konnte mich nicht so recht darauf einlassen, was ich persönlich sehr sehr schade finde.