Rezension

Das Theater im Theater - dramatisch & spannend

Sechs Personen suchen einen Autor - Luigi Pirandello

Sechs Personen suchen einen Autor
von Luigi Pirandello

Bewertet mit 4 Sternen

Was passiert, wenn plötzlich sechs Personen in eine Theaterprobe eindringen und sich als unfertige Personen vorstellen?

Im Zuge meiner Monologsarbeit bin ich auf dieses Werk gestoßen und war sofort fasziniert von der Idee des Stücks: Sechs Personen platzen in eine Probe und wollen gespielt werden, denn sie sind unfertige Rollen und können nur leben, wenn man sie leben macht.

Die Personen - der Vater, die Mutter, die Stieftochter, der Sohn, der kleine Junge, das kleine Mädchen und später Madame Pace - besitzen alle ihre eigene Emotion, ihre eigenen Absichten, ihre eigene Geschichte. Und diese kleinen Geschichten sind es, die ein großes Ganzes ergeben. Der Theaterdirektor lässt sich darauf ein, das Stück einmal zu besprechen und durchzugehen, nicht ahnend, dass es ja das tatsächliche Leben dieser Rollen sind, und wird Zeuge vieler verdorbenen, zwielichtigen, tragischen und verzweifelten Leben.

Die Rollen sind sehr klar definiert; jede hat ihre ganz eigenen, unverwechselbaren Charakterzüge. Nicht jede Rolle tritt gleichermaßen oft oder selten in den Vordergund; es sind jedoch immer alle auf der Bühne. Während die Rollen für eine düstere, dramatische Stimmung sorgen, bringen der völlig überforderte Theaterdirektor und die murrenden Schauspieler ein paar komödiantische Züge in das Geschehen. Bemerkenswert ist, dass eigentlich bis zum Ende fast gar nichts passiert - es wird geredet, geschrien, erklärt, widersprochen, nachgemacht, geschrien, gemeckert, geschrien... Ja, geschrien wird wirklich viel. Daher habe ich auch Bedenken, wie das Stück wohl auf der Bühne wirkt.

Am Ende allerdings geschieht einiges, und hier ist auch aufmerksamkeit gefragt, denn es geht schnell! Das Ende ist verwirrend, entspricht also genau der vorherrschenden Emotion von Theaterdirektor & Schauspielern. 

Hilfreich sind auch die differenzierten und sehr eigenwilligen Regieanweisungen sowie das grandiose Vorwort, das ungemein hilfreich ist, wenn es an die Rollenanalyse geht.

Fazit: Spannung, Witz, viele Erklärungen und eine Menge Monologe für fast jedes Alter, herrlich zu lesen und gar nicht langweilig.