Rezension

Das "wahre" Leben

Wahr - Riikka Pulkkinen

Wahr
von Riikka Pulkkinen

Bewertet mit 5 Sternen

Elsa Ahlqvist will nicht im Krankenhaus sterben, auch nicht in einem Hospiz. Und außerdem ist da noch etwas, das sie mit ihrer Tochter Eleonoora klären muß. Marttis, Elsas Mann, wird nichts erzählen, das ist ihr klar. Also bleibt nur sie, sonst niemand. Und niemand kann sagen, wieviel Zeit ihr noch bleibt. Die Diagnose Krebs ist noch nicht lange her, aber Elsa merkt, dass es Zeit wird, Dinge zu klären und die Wahrheit zu erzählen.

Eleonoora, selbst Ärztin und Mutter zweier wunderbarer Töchter, Anna und Marie, ahnt von alldem nichts. Sie will ihre Mutter zu hause versorgen, mit Unterstützung ihrer Töchter.

Besonders Anna hat einen sehr guten Draht zu Elsa, und durch Elsas Geschichte sieht sie später einiges mit anderen Augen.

Meine Meinung

Rikkaa Pulkkinen hat dieses Buch bereits 2010 in Finnland veröffentlicht, in diesem Jahr kommt das Buch nun auch nach Deutschland. Wenn ich Finnland lese, denke ich sofort an Kühle. So wie in diesem Buch: Es herrscht während der ganzen Geschichte eine besondere nordische Reserviertheit, es wirkt kühl. Trotzdem konnte ich es nicht beiseite legen, denn nichts ist nunmal interessanter als die Wahrheit. Die Wahrheit über die Liebe zweier Menschen, und was diese Liebe aushalten und bestehen muß, um beständig zu bleiben. Es ist die Wahrheit über das ständige Auf und Ab in der Liebe, in einer Beziehung und die Wahrheit schmeckt nicht immer süß.

Im Grunde ist es eine typische Geschichte: In der Ehe ist vor ewiger Zeit mal nicht alles so glatt gelaufen, und nun, kurz vor dem Tod hat man das Bedürfnis, es jemandem mitzuteilen.

Klar dabei ist, dass diese Mitteilung nicht unbedingt unbändige Freude auslöst. Und es ist auch klar, dass sich danach im Leben die Sichtweise und/ oder das Verhalten ändern wird. Für den oder die Erzählenden macht das eh nichts mehr, er oder sie ist ja bald nicht mehr da.

Und obwohl diese Geschichte also nichts besonderes ist, hat sie ihren gewissen Charme, ihren besonderen Reiz.

Trotz dieser bereits oben beschriebenen Kühle liest sich das Buch sehr flüssig, die Wortwahl ist recht poetisch und förmlich elegant.

Abwechselnd wird im Jetzt und in der Zeit um 1966/67 berichtet, sodass viel Bewegung in der Erzählung ist.

In diesem Buch geschieht nichts sonderlich aufregendes, es handelt sich einfach "nur" um das wahre Leben. Und das kann manchmal schon sehr beeindruckend sein.

Unterm Strich

Ohne große Worte zu verlieren, kann ich nur sagen, dass es mir sehr gut gefallen hat. Dafür vergebe ich gerne 5 Sterne