Rezension

Das war Liebe auf den ersten Blick

Merrick
von Anne Rice

Bewertet mit 5 Sternen

Eine schwere Prüfung für Vampir Louis Pointe de Lac, den Helden aus "Interview mit einem Vampir": Kann er sich durch Voodoo-Zauber von einer alten Schuld befreien? Und das ausgerechnet mit der verführerischen Mayfair-Hexe Merrick? Louis nimmt das Risiko auf sich...

Die Ausgangslage ist ziemlich düster - Lestat ist in einem komaähnlichen Zustand, in dem er eigentlich fast nur herumliegt, Musik hört und sich vorlesen lässt, aber sonst mehr tot als lebendig wirkt. Louis wird so sehr von seiner Schuld Claudia gegenüber zerfressen, dass er nicht mehr leben will. Und David Talbot sehnt sich nach der jungen und schönen Hexe Merrick - eine der wenigen Frauen, die ihn jemals sexuell interessiert hat.

Merrick selbst und ihre Rolle in der Geschichte von David Talbot ist faszinierend. Eine sehr vielschichtige Frauenfigur, bei der man bis zum Ende eigentlich nicht genau weiß, woran man ist...

Ungewohnt war für mich ganz am Anfang Davids Perspektive. Lestats Erzählstimme ist immer sehr... pompös *g*, man merkt irgendwie den in Luxus schwelgenden französischen Aristokraten raus. Im Vergleich dazu ist David gerade zu Beginn des Buches ungewohnt nüchtern, fast als würde er eher einen Bericht verfassen oder so. Aber im Laufe des Buches gewöhnt man sich daran oder Anne Rice hat tatsächlich das Kunststück fertiggebracht, einen Ich-Erzähler auftauen zu lassen (wie schon im "Interview").
Sehr schön auch, dass nach vieeelen Bänden wieder der Fokus auf dem Louis der Gegenwart liegt und er mal nicht aus Lestats Perspektive betrachtet wird - wurde nach sechs Büchern einfach mal wieder Zeit und... das Timing ist gut getroffen.

Fakt ist: Obwohl ich "Merrick" zum ersten Mal gelesen habe, es sich also nicht um einen Reread aus Jugendzeiten handelt, hat sich das Buch sofort in mein Herz geschlichen und gehört zu den stärksten Bänden der Reihe.