Rezension

Das war wohl nix...

Lavender Buttercup und der tote Kürbis -

Lavender Buttercup und der tote Kürbis
von Jessica Weichhold

Bewertet mit 2 Sternen

Nettes Städtchen in West Virginia, aber ein Cosy Crime zum Abgewöhnen: fehlendes Lektorat, unglaubwürdige Handlung, konstruierter Plot...

In der kleinen Stadt Sheperdstown, im US Bundesstaat West Virginia, lässt es sich eigentlich ganz beschaulich leben, findet die junge Lavender Buttercup. Es sei denn, man ist so ein "Glückspilz" und findet plötzlich eine Leiche. Ein übler Halloweenstreich? Wohl kaum. Der Mann wurde ganz sicher ermordet. Leider hegte nicht nur sie selbst, sondern auch halb Sheperdstown, einen gewissen Groll gegen den Verstorbenen, der dort vor ihr auf dem Rasen liegt. Vielleicht sollte sie dem neuen Sheriff etwas unter die Arme greifen, um somit den noch so kleinsten Verdacht - gegen sich selbst - sofort im Keim zu ersticken. (Verlagsbeschreibung)

Ich hatte mal wieder richtig Lust auf einen netten Cosy Crime - zwischendurch darf es einfach auch mal etwas Unkompliziertes zum Abschalten sein. Und der Klappentext klang durchaus ansprechend. Aber leider, so viel vorweg: das war wohl nix.

Dabei ist das kleine Städtchen Sheperdstown durchaus nett beschrieben, v.a. die beschauliche Innenstadt mit den niedlichen Geschäften sah ich bildlich vor mir. In einem dieser Läden arbeitet auch Lavender Buttercup - sie verkauft alles rund um das Thema Bienen. Als der Bürgermeister ihr kurz vor dem Liefertermin mitteilt, dass er die in Auftrag gegebenen Bienenwachskerzen storniert zugunsten einer Billiglieferung aus Fernost, platzt der gutmütigen Lavender doch der Kragen. Nach dem ersten Schock will sie den Bürgermeister daher persönlich aufsuchen, um ihm mitzuteilen, dass sie so nicht mit sich umspringen lässt - doch sie findet den dicken Mann in seinem Halloweenkostüm nur noch tot in seinem Garten liegend vor.

Offenbar hatte da wohl noch jemand ein Hühnchen mit dem Bürgermeister zu rupfen. Doch direkt neben der Leiche stehend und mit einem eindeutigen Motiv scheint Lavender selbst nun in den Fokus der polizeilichen Ermittlungen zu rücken. Um zu verhindern, dass man sie fälschlicherweise des Mordes bezichtigt, beschließt Lavander, die Ermittlungen nicht nur der Polizei zu überlassen - schließlich kennt sie selbst die Menschen in dem kleinen Ort um einiges besser als der gerade hinzugezogene Sheriff. Da sollte es doch ein Kinderspiel sein, den wahren Täter zu ermitteln?

Naja, ein Kinderspiel war es auch irgendwie. Weil niemand während der gesamten Zeit auch nur halbwegs seriös versuchte, den Mordfall aufzudecken. Weder die Polizei noch die ach so niedliche Lavender haben sich da mit Ruhm bekleckert. Ganz im Gegenteil: oftmals verhielten sie sich dermaßen unglaubwürdig, dass ich nur noch mit hochgezogenen Augenbrauen kopfschüttelnd weiterlas. Eifrig sucht Lavender z.B. einen möglicherweise Verdächtigen auf und verlangt energisch Einlass, nur um dann festzustellen, dass sie sich auf die Situation gar nicht vorbereitet hat, keine einzige Frage vorformuliert hat, gar nicht weiß, wie sie anfangen soll - nur um dann stümperhaft vor sich hinzustammeln. Der eine Polizist hat vor Liebeskummer am wenigsten den Mordfall im Kopf, der andere lässt sich von Lavender um den Finger wickeln und nimmt sie (na klar!) fortan zu allen Befragungen mit - als Beraterin. Himmel!

Der Plot wirkte arg konstruiert - da ergab sich nichts logisch aus dem anderen, da wurde einfach eine Szene nach der anderen "abgearbeitet". Nachdem Lavender z.B. gerade noch Todesängste ausgestanden hat, geht sie selbstverständlich gleich darauf alleine los zu einer gewagten Befragung - die Szene musste so unbedingt stattfinden, sonst hätte das Ganze kein Ende gefunden, Konstruktion also zulasten der Glaubwürdigkeit. Die Charaktere wären ausbaufähig gewesen, hätte man sich einige Seiten mehr Zeit gelassen, so blieben sie blass und allenfalls klischeehaft. Und ein bis zwei Lektoratsdurchgänge hätten dem Ganzen auch nicht geschadet, bei manchen der zahlreichen Fehler hat es mich echt geschüttelt. 

Independently published - das muss nichts Schlechtes heißen, ich habe da durchaus schon einige Schätze entdeckt. Diesmal jedoch leider nicht. Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: das war wohl nix. Schade!

 

© Parden