Rezension

Der Avantgardekünstler und die Königin von Montparnasse

Kiki Man Ray -

Kiki Man Ray
von Mark Braude

Bewertet mit 5 Sternen

Bei dem Namen Man Ray denke ich an das berühmte Bild „Le Violin d’Ingres“, das einen weiblichen nackten Rücken als ‚lebende‘ Violine zeigt. Der amerikanische Künstler ist mit seiner avantgardistischen Fotografie in die Geschichte eingegangen – sein Modell weniger. Dabei war Alice Prin alias Kiki weitaus mehr als seine Muse, wie man in dieser Biografie erfährt. Sie malte, zeichnete, schrieb, sang in Nachtclubs und wurde als „Kiki de Montparnasse“ gefeiert – Erfolge, den ihr Liebhaber Man Ray ihr nicht gönnte und die das Paar auseinandertrieb. 

Im Laufe des Romans bekam ich ein immer klareres Bild dieser vielseitigen Frau, die sich als Realistin sah, eine kritische Meinung zu den Surrealisten hatte und bei ihren Bühnenauftritten alles gab, damit das Publikum auf seine Kosten kam. Ebenso detailreich widmet sich der Autor auch dem damaligen Zeitgeschehen wie die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs, wissenschaftliche Errungenschaften und deren Einfluss auf Maler und Schriftsteller, die Montparnasse zu einer Brutstätte künstlerischen Anarchismus machten. Mit dieser hervorragend recherchierten Biografie hat Mark Braude der in Vergessenheit geratenen Künstlerin ein Denkmal gesetzt.