Rezension

Der begrabene Riese

Der begrabene Riese
von Kazuo Ishiguro

Nachdem mich bereits "Alles, was wir geben mussten" des Autors restlos begeistert hat, war mir schnell klar, dass ich auch sein neustes Werk lesen möchte. Der Klappentext war vielversprechend, ebenso Titel und Aufmachung. Wie schon bei "Alles, was mir geben mussten" hatte ich zunächst kleine Schwierigkeiten in die Geschichte zu finden. Ansonsten haben die Bücher aber, abgesehen von dem genialen Schreibstil, nichts gemein.

Die Geschichte ist, vor allem zu Beginn, sehr ruhig. Was mich jedoch vom ersten Satz an begeistern konnte, war Kazuo Ishiguros wundervoller Schreibstil. Für diesen braucht man jedoch die richtige Stimmung und so ist "Der begrabene Riese" in meinen Augen ein Buch, dass die wenigsten Leser "verschlingen" werden. Viel mehr handelt es sich um ein Buch, dass man zu dem richtigen Zeitpunkt lesen muss, um den Schreibstil, der sehr ruhig, beschreibend und poetisch ist, genießen zu können. Dementsprechend lange habe ich gebraucht "Der begrabene Riese" zu beenden.

Die Welt, die Ishiguro beschreibt ist von Beginn an sehr düster und atmosphärisch. Fantasy und Realismus treffen aufeinander und verschiedene Mythen spielen eine große Rolle. Bei den Protagonisten handelt es sich um ein älteres Ehepaar, dass sich auf die Suche nach ihrem Sohn macht. Ich empfand die beiden als sehr authentisch und mochte sie auch sehr gerne, wobei mir Axl noch ein wenig sympathischer war. Ein Mann, der selbst im hohen Alter seine Frau noch Prinzessin nennt (und hierbei ist Ishiguro weit entfernt davon kitschig zu sein) und der liebe Umgang mit seiner Frau zeichnete ein perfektes Bild von einem alten Mann, der seine Frau nach all den Jahren noch liebt wie am ersten Tag.

Bei "Der begrabene Riese" handelt es sich in meinen Augen nicht um einen Fantasyroman. Die Fantasywesen wie bspw. Kobolde und Drachen sind viel mehr als eine Metapher zu verstehen. Bei "Der begrabene Riese" handelt es sich um einen historischen Roman, der mit verschiedenen Elementen als Symbol spielt. Diese Symbole wie bspw. der Nebel sind nicht immer sofort zu durchschauen und doch beginnt der Leser nach und nach zu verstehen, was Ishiguro mit diesem Roman erzählen möchte. Er beschäftigt sich mit der Frage, ob es besser ist in Unwissenheit zu leben anstatt unter der Last der Erinnerungen zu leiden. Es geht um den Menschen, die Liebe und so vieles mehr, dass man nur schwer in Worte fassen kann, es sei denn man heißt Kazuo Ishiguro ;)

Fazit: Ein Buch, das keineswegs leicht zu lesen ist. Doch für den Schreibstil Ishiguros sowie die ruhige Geschichte die dennoch spannend wird, lohnt sich die Mühe.