Rezension

Der Beste der drei Bände

Auszeit im Café am Rande der Welt - John Strelecky

Auszeit im Café am Rande der Welt
von John Strelecky

Bewertet mit 3 Sternen

Menschen reifen, Autoren sind Menschen.

Um die Sache rund zu machen, habe ich zunächst die beiden Vorgängerbände gelesen. Siehe entsprechende Rezensionen.

Band 3 hat Strelecky 2019 veröffentlicht und das merkt man m.E. Strelecky ist als Mensch und Autor gereift. Band III ist romanhafter und wartet nicht so sehr mit abgedroschenen Weisheiten und Plattitüden auf, die schon seit ewigen Zeiten in aller Munde sind. Er fokussiert sich auf einige, wesentliche Ideen. Schließlich ist Strelecky in der Mitte seines Lebens angekommen, hat selbst die Perspektive gewechselt und die Endlichkeit des Lebens ist ihm nun bewusst. Band III ist nicht mehr nur ein einziges Frage-Antwort-Spiel, sondern mehr noch als seine Vorgänger in eine Handlung eingebettet.

Anlass: Johns Patenonkel ist gestorben und zum dritten Mal in seinem Leben landet John im Café der Auszeit. Er trifft auf die jugendliche Hannah (15), allein durch die Protagonistin werden sämtliche Oppositionen schön aufgearbeitet: Jugend-Alter: "Es ist hart, wenn man erkennt, dass man nie mehr 20 sein wird" (92, Es gibt ja viele, die das Gegenteil behaupten und die m.E. "lügen"), Leben-Tod "Innerhalb eines AUGENBLICKS war er plötzlich ein alter Mann geworden, dessen Leben zu Ende war" (76), Vergänglichkeit-Leben im Jetzt, intensive Beziehungen-Kontaktabbruch, Life-Work-Balance- Unausgewogenheit, Leben-Träume/Chancen ergreifen: "Manchmal ist einfach nicht der richtige Moment" (77), ein Satz, der im Leben oft zutrifft, Augen auf, auch in Sachen Zwischenmenschlichkeit und Hamsterrad.

Zum ersten Mal nach der Lektüre von drei Bänden habe ich das Gefühl, es kommen auch mal neue Sätze, etwas neuere Ideen "Man schafft nicht alles (im Leben) (...). Niemand tut das. Deshalb sollte man sich über die Dinge freuen, zu denen man kommt (im Leben)" (106).

Die Isolierbandtheorie, auf die ich hier nicht weiter eingehen möchte, um nicht vorwegzugreifen, hat mir sehr gut gefallen (119 ff), übertragen auf das eigene Leben, Träume, Work-Life-Balance, Hobbys und zwischenmenschliche Beziehungen.

Ich empfehle das Bändchen für Menschen, die die Mitte des Lebens erreicht haben und im Gegensatz zu manchen Vor-Rezensenten würde ich nicht behaupten, dass man Band I und II vorher zwangsläufig gelesen haben muss, im Gegenteil ,deren Lektüre ermüdet nur unnötig, die Essenz kommt später wie bei einem guten, gereiften Wein.