Rezension

Der Dämon erwacht?

Cryonic - Der Dämon erwacht - Vitali Sertakov

Cryonic - Der Dämon erwacht
von Vitali Sertakov

Bewertet mit 3 Sternen

Der Titel „Cryonic – Der Dämon erwacht“ hat mich sofort angesprochen. Etwas Mystik und ein wenig Horror, und beides verpackt in einer Dystopie. So dachte ich. Also habe ich mich auch gleich ans Lesen gemacht.

Der Titel „Cryonic – Der Dämon erwacht“ hat mich sofort angesprochen. Etwas Mystik und ein wenig Horror, und beides verpackt in einer Dystopie. So dachte ich. Also habe ich mich auch gleich ans Lesen gemacht.

Die ersten 100 Seiten haben mir wirklich gut gefallen, doch dann … ja dann, ging es leider immer weiter beim Lesen bergab. Ich habe das Buch zwar danach nicht mehr mit der gleichen Intensität gelesen, aber ich wollte schon wissen, wie es weiter geht. Das verbuche ich als Pluspunkt.

Doch leider muss ich sagen, waren meine Erwartungen höher als der Inhalt schließlich wiedergab. Normalerweise bin ich sehr flexibel, was in Büchern steht, vor allem wenn es sich um eine Zukunft dreht, die noch lange nicht geschrieben ist. Es war auch weniger die düstere Voraussicht, die der Autor schildert. Es lang viel mehr an Kleinigkeiten, über die ich schließlich nicht mehr hinwegsehen konnte.

Arthur Kowal erwacht nach 126 Jahren aus seinem cryonischen Schlaf. Zuerst ist alles sehr mystisch und mit Horrorelementen geschmückt. Die Welt, in der er erwacht, ist eine andere, als die, die er verlassen hat. Der große Tod hat die Menschheit dahingerafft, und diejenigen, die überlebten, haben eine Welt erschaffen, die fremdartiger und menschenverachtender kaum sein könnte. Vor allem sind die Menschen größtenteils unfruchtbar geworden. Und die wenigen Frauen und Männer, die noch zeugungsfähig sind, werden quasi zu horrenden Preisen von Kommunen verschachert … sprich Menschenhandel.

Aber ein Mann wie Arthur, der Wissen aus einer Zeit mit bringt, die die Menschheit heute nicht mehr kennt, sind gefragter denn je. Allerdings gilt das sowohl für die „Guten“ als auch für die „Bösen“. Wer wiederum „gut“ und „böse“ ist, der sollte das für sich selbst entscheiden, denn der Autor zieht in diesem Zusammenhang keine klare Linie.

Für Arthur steht jedoch eines fest … die Menschheit hat sich zurückentwickelt und pflegt Sitten, die während der Teilung zwischen „Kapitalismus“ und „Kommunismus“ herrschten. An diesem Punkt kommen die so genannten Wipper ins Spiel. Diese Menschen haben sich vollkommen der Natur verschrieben. Sie können mit Tieren und Pflanzen kommunizieren, können die Natur sogar beeinflussen und haben darüber hinaus Fabelwesen erschaffen, die man in unserer Zeit nur aus Märchenbüchern kennt.

Soweit … so gut … Den Inhalt wiederzugeben fällt mir schwer, denn er hat sehr viele überraschende Wendungen zu bieten. Vor allem, warum Arthur von dem Wippern als Dämon bezeichnet wird. Dieses Thema, wie der Autor einen Dämon sieht, ist ein völlig anderes. In diesem Fall ist es eher symbolisch gemeint und nicht wörtlich zu nehmen.

Aber was mich wirklich an diesem Buch gestört hat, sind die Kenntnisse, die man teilweise haben sollte, um ein wenig mehr zu verstehen. Meinen tu ich damit Ortskenntnisse. Es werden Abkürzungen, Straßen- und Ortsnamen genannt, mit denen ich nichts anfangen konnte. Ehrlich gesagt war ich aber zu faul, im Internet nachzuschauen. Und hinzu kamen oft Wörter und Bedeutungen, die im russischen wohl geläufig, aber in Deutschland eher unbekannt sind. Eine weitere Sache, die mich beim Lesen störte, war die Tatsache der Wipper und ihre Magie. Es fühlte sich oft sehr „fantasievoll“ an, oft zu „fantasievoll“. Und dazu kommen noch, die sehr oft verwirrenden Dialoge, vor allem bei den Menschen aus der Zukunft. Arthur Kowal dagegen hatte oft einen kessen Spruch auf der Lippe.

Auf den letzten 150 Seiten habe ich mich dann doch gequält … leider. Ich kann auf der einen Seite verstehen, dass das Buch bzw. die Reihe in Russland ein Bestseller war … aber in Deutschland sieht die Sache schon ein wenig anders aus. Womöglich hätten ein paar Karten geholfen, zumindest, damit der Leser sich besser zurechtfindet. Ab und an ein paar Wortbedeutungen wären auch nicht schlecht gewesen.
Mit der Gesamtbewertung tu ich mir allerdings sehr schwer, muss ich gestehen. Für die Idee und die kessen Sprüche bekommt das Buch schon einmal 2 Sterne von mir. Für den flüssigen Schreibstil ebenfalls einen Stern, sind insgesamt 3 Sterne. Die Abzüge habe ich bereits oben erklärt. Ob ich nun den zweiten Teil lesen werde, steht momentan in den Sternen. Ich wüsste schon gerne, ob es Arthur gelingt wieder eine normal funktionierende Zivilisation aufzubauen, doch andererseits schrecken mich die Dinge ab, die ich ankreide.