Rezension

Der dritte Band um den buckligen Anwalt Matthew Shardlake und seinem Gehilfen Jack Barak - Einfach genial!

Der Anwalt des Königs - Christopher J. Sansom

Der Anwalt des Königs
von Christopher J. Sansom

Bewertet mit 5 Sternen

Zur Handlung:

England, 1546
Mit dem Auftrag, sich um die niederen Petitionen des einfachen Volkes zu kümmern, wird Shardlake in den Norden nach York geschickt. Dort soll er sich auch um die Gesundheit eines Verschwörers kümmern, der im Gefängnis auf seine Überführung in den Tower nach London wartet. Zur gleichen Zeit ist der Tross des Königs, Heinrich VIII., unterwegs nach York, um die dortigen Stadtväter ihm ihre Königstreue schwören zu lassen, da es dort vor einigen Jahren Aufstände gab.

Natürlich fällt dem eigensinnigen Shardlake wortwörtlich ein Mord vor die Füße: in Gestalt des Glasers Oldroyd, der im Augenblick des Todes mit seinen letzten Worten den guten Shardlake in die Intrigen der Verschwörer gegen den König involviert. Natürlich lässt sich der Anwalt durch seine Neugier immer tiefer in die Machenschaften der Aufrührer ziehen und dass sich derweil sein Gehilfe Barak scheints zum ersten Mal verliebt – ausgerechnet in eine Magd der Königin – macht die ganze Angelegenheit nicht einfacher.
Nicht nur Richard Rich ist dieses Mal ein nicht zu unterschätzender Gegenspieler, denn nicht nur einmal muss Shardlake einem Anschlag auf sein Leben entgehen. Trotzdem lässt ihn seine Wissbegier keine Ruhe, als dass er schließlich auf die Spur der Unruhestifter kommt.

Meine Meinung:

Nachdem C. J. Sansom im 2. Teil etwas nachgelassen hatte, holt er hier wieder richtig auf. Die dichte Atmosphäre, die gut recherchierten Eindrücke des alten London, York und die Umständen des damaligen Lebens ziehen einen total in den Bann – ebenso, wie die Verwicklungen, in die sich Shardlake und sein Gehilfe verstricken.
Die Handlung ist gut konstruiert aufgebaut, man kommt schnell rein (schöner ist es natürlich, wenn man die beiden ersten Teile kennt) und ist mitten im pulsierenden Leben auf Englands Straßen. Die Charaktere sind allesamt gut durchdacht, haben Persönlichkeit und sind bis zu einem reizvollen Grad undurchschaubar.

Es ist natürlich kein spannungsgeladenes Actionabenteuer, gerade deshalb passt es so gut in die damalige Zeit. Die Ermittlungen sind mühselig und die Knüppel, welche die höher gestellten Adligen Shardlake zwischen die Beine werfen, sind nicht einfach zu umgehen. Trotzdem schafft er es in seiner hartnäckigen Neugier, Licht in die seltsamen Vorgänge zu bringen: den todbringenden „Sturz“ des Glasers Oldroyd, die daraufhin gefundene, geheimnisvolle Schatulle, den Gefangenen im Tower, der unter Shardlakes Obhut steht, den Angriffen auf ihn selbst und natürlich die Verschwörungstheorie der Rebellen.

Genial, wie Sansom hier durch die vielseitigen Wirren zur Aufklärung führt, in dieser düsteren und dennoch lebhaften Epoche. Die vielschichtig gestreuten Hinweise regen zum Nachdenken an und die gespannte Erwartung wird am Schluss geschickt aufgelöst.
Insgesamt ein sehr gelungenes Werk, ich bin echt begeistert!

© Aleshanee