Rezension

Der fähigste Mann der Königin

Die Gebeine von Avalon - Phil Rickman

Die Gebeine von Avalon
von Phil Rickman

Bewertet mit 3 Sternen

Nostradamus Vorhersage versetzt Königin Elisabeth I. in helle Aufregung. Denn der Astrologe ist davon überzeugt, dass der Thron in Gefahr ist, falls es Elisabeth nicht gelingt, die Knochen ihres Ahnherren Artus zu finden. Deshalb beauftragt die Königin ihren eigenen Hofastrologen, Dr. John Dee, mit der Suche. Er gilt als fähigster Mann in diesem Bereich und genießt das königliche Vertrauen. Gemeinsam mit seinem Freund Sir Robert Dudley reist er zum Kloster von Glastonbury, da sich an diesem Ort das Grab des legendären Artus befinden soll. Um sich ungestört der Suche zu widmen, beziehen die beiden Vertrauten der Königin nicht unter ihrem echten Namen das Quartier. Schon bald stellen sie fest, dass Glastonbury eine Stadt voller Geheimnisse ist, die sich nur schwer ergründen lassen. Als ein Diener Dudleys grausam ermordet aufgefunden wird, überschlagen sich die Ereignisse. Die Tochter des ansässigen Arztes gerät in den Verdacht eine Hexe zu sein. Da Dr. Dee sich stark zu der jungen Frau hingezogen fühlt, setzt er alles daran, sie aus den Klauen der Ankläger zu befreien. Dabei kommt Dr. Dee einer gefährlichen Intrige auf die Spur....

Meine Meinung

Am Anfang des Buch befindet sich eine Skizze von Glastonbury. An dieser kleinen Karte kann man sich während des Lesens orientieren und sich so die Umgebung des Handlungsortes vorstellen. Dann wird der Hauptprotagonist Dr. John Dee und die damalige Lage, und deren Bedeutung für Königin Elisabeth I., kurz beschrieben. Dadurch wird man vor dem Lesen mit den nötigen Hintergrundinformationen versorgt. In Phil Rickmans Geschichte um die Gebeine von Avalon, spielen einige historische Persönlichkeiten eine Rolle. Im Nachwort erfährt man in welcher Form sich historisch belegte Ereignisse und Personen mit der künstlerischen Freiheit des Autors mischen. Die eigentliche Handlung wird in der Ich-Perspektive, aus der Sicht von Dr. John Dee, geschildert.

John Dee wirkt sehr sympathisch. Man kann sich gut in ihn hineinversetzen und seinen Gedankengängen folgen. Gerade dieser Aspekt ist mir bei einer Erzählung in der Ich-Form sehr wichtig. Denn wenn mir die Person, in deren Haut ich beim Lesen schlüpfe, unsympathisch ist und noch dazu vollkommen unüberlegt handelt, fällt es mir schwer, mich auf die Handlung einzulassen. Da besteht bei diesem Hauptprotagonisten allerdings keine Gefahr. Er hat natürlich auch Fehler und Schwächen, doch gerade diese lassen ihn so sympathisch und lebendig wirken.

Der Einstieg in die Geschichte gelingt auf den ersten Seiten zunächst recht mühelos. Denn durch das Auffinden der rätselhaften Wachsfigur ist das Interesse an der Handlung sofort geweckt. Doch leider hält es, meiner Meinung nach, nicht lange an. Denn schon bald verliert sich das Geschehen in langatmigen Ausführungen und Dialogen. Der Autor versteht es, wichtige Hintergrundinformationen in die Handlung einzuflechten, sodass man eine gute Übersicht über die damalige Lage und die Gepflogenheiten der Handlungszeit erhält. Doch diese Flut an Informationen, gepaart mit den philosophischen Gedankengängen und Ausführungen des Hauptprotagonisten, hemmt den Lesefluss und führt manchmal dazu, dass die Gedanken beim Lesen abschweifen. Ab etwa der Mitte des Buchs nimmt die Handlung allerdings deutlich an Fahrt auf und die bisher vermisste Spannung stellt sich ein. Wenn man diesen Punkt erreicht hat, fällt es schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Denn dann möchte man, gemeinsam mit Dr. Dee, unbedingt den Geheimnissen von Glastonbury auf die Spur kommen.

Der Schreibstil von Phil Rickman ist gewöhnungsbedürftig. Gerade am Anfang einer Erzählung wirkt er oft etwas zähflüssig. Dennoch gelingt es ihm hervorragend, die Atmosphäre der damaligen Zeit einzufangen und glaubhaft zu vermitteln. Gerade die düstere und geheimnisvolle Stimmung in Glastonbury, trägt später viel zu der aufkommenden Spannung bei. Die Handlungen und Dialoge sind der Handlungszeit angepasst und wirken nicht zu modern.

Insgesamt gesehen habe ich mich beim Lesen dieses historischen Romans recht gut unterhalten. Ab der zweiten Hälfte hätte das Buch sicher mindestens eine vier Sterne Bewertung verdient. Aufgrund des eher zähen Starts und der zum Teil recht langatmigen Ausführungen, bekommt dieses Exemplar auf meiner persönlichen Bewertungsskala allerdings nur drei Sterne.