Rezension

Der Gärtner erzählt

Der Garten über dem Meer - Mercè Rodoreda

Der Garten über dem Meer
von Mercè Rodoreda

Bewertet mit 5 Sternen

Fazit: ein sehr ruhiger Roman, auf den man sich einlassen muss.

"Katalonien in den späten Zwanzigern. Sechs Sommer lang beobachtet der Gärtner eines Herrenhauses über dem Meer das Kommen und Gehen der jungen Besitzer Francesc und Rosamaria. Sie feiern ausgelassene Partys und leben einen beneidenswerten Sommernachtstraum. Doch dem Gärtner entgehen auch die feinen Risse in dem Idyll nicht. Spätestens, als auf dem Nachbargrundstück jemand eine noch größere Villa errichtet, werden die unübersehbar, denn der neue Nachbar ist niemand anderes als Rosamarias Jugendliebe Eugeni ...  " - soweit der Klappentext.

Mercè Rodoreda (1908 - 1983) ist eine der bedeutendsten katalanischen Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts. Während des Spanischen Bürgerkriegs ging sie ins Exil, zunächst nach Frankreich, später in die Schweiz, wo sie ihren vielleicht berühmtesten Roman  "Auf der Placa del Diamant" schrieb. (Quelle: Klappentext).

Das Cover ist wunderschön gestaltet mit den üppigen Blumen des Gartens. Der Titel sowie die Meinungen auf der Rückseite sind abgesetzt, nicht nur farblich, sondern auch haptisch. Gefällt mir außerordentlich gut.

Mercè Rodoreda lässt den Gärtner seine Erinnerungen an sechs Sommer in der Villa am Meer erzählen. Er ist ein alter Mann, der seine verstorbene Frau und den Garten liebt. Er berichtet in seiner Sprache das, was er erinnert. Mit Erinnerungen ist das ja so eine Sache, sie sind trügerisch, denn man erinnert sich nicht immer an alles und nicht alles erinnert man so, wie es sich zugetragen hat. Der Gärtner erfährt vieles durch Dritte, manches erlauscht er auch, scheinbar in seine Arbeit vertieft. Seine Beziehung zu den Pflanzen und Blumen ist eine ganz besondere und mir scheint, dass gilt auch für die Menschen, die ihm vieles anvertrauen.

Der Roman fließt ruhig, sehr ruhig dahin. Es erweckt den Anschein, es würde in den sechs Jahren fast nichts passieren und doch geschieht in dieser Zeit unendlich viel.

Fazit: ein sehr ruhiger Roman, auf den man sich einlassen muss.