Rezension

Der Geist der Bücher

Der Geist der Bücher - Christoph Wortberg, Manfred Theisen

Der Geist der Bücher
von Christoph Wortberg Manfred Theisen

Bewertet mit 3 Sternen

Der 15-jährige Ben lebt seit dem Tod seiner Eltern bei seiner Tante Lynn. Seine Eltern starben vor vier Jahren bei einem Flugzeugabsturz, den er als einziger Passagier überlebt - warum konnte nie geklärt werden. Das Zusammenleben gestaltet sich nicht wirklich einfach, da seine Tante zum Einen mehr oder weniger in Büchern lebt und zum Anderen deutlich älter ist, als es Bens Eltern waren und von daher die Kommunikation nicht immer ganz einfach ist, zumal Lynn keine eigenen Kinder hat.

Eines Tages jedoch ist alles noch verwirrender als gewöhnlich - seine Tante will ihn nicht zur Schule lassen, weil sie etwas Dringendes mit ihm klären muss, etwas, dass u. a. mit ihrem Amulett zu tun hat. Ben, der allerdings eine wichtige Prüfung schreiben muss, flieht regelrecht in Richtung Schule. Unterwegs vernimmt er jedoch einen Schrei - der sich anhörte, als wäre er von Lynn gekommen. Er kehrt um und muss feststellen, dass seine Tante verschleppt wurde. Er findet lediglich noch eine Hälfte ihres Amulettes vor.

Als Ben daraufhin das halbe Amulett in der Hand hält und eine Ausgabe von "Romeo und Julia" in die Hand nimmt, geschieht etwas sonderbares - er taucht ein in die Welt des Buches und bringt sich gleich in eine missliche Lage. Zu Hilfe eilt ihm Mercutio, Romeos bester Freund. Ehe Ben es sich versieht, wird Romeo von mysteriösen Gestalten ermordet, die auch Jagd auf Julia machen. Es gelingt Ben und Mercutio, Julia zu retten, doch bei ihrer Flucht geraten sie in eine weitere Geschichte und müssen sich in der Welt von "Moby Dick" zurechtfinden. Doch die "Schattenkrieger des Todes", wie Ben sie nennt, sind ihnen auf den Fersen, ihr Ziel: den Tod von Ben, Mercucio und Julia. Die drei müssen unbedingt das Rätsel um das Amulett lösen und Lynn finden, bevor sie in der Welt der Literatur den Tod finden, doch die Reise ist noch weit ...

Ich hatte definitiv was anderes erwartet! Den Plot fand ich sehr oberflächlich erarbeitet, immerhin schaffen es die Autoren auf knapp 300 Seiten durch "Romeo und Julia", "Moby Dick", "Robinson Crusoe", "Herz der Finsternis", "Don Quijote", "Die Leiden des jungen Werthers", "Faust", "Gullivers Reisen", "Krieg und Frieden", "Oliver Twist", "Madame Bovary", "Anna Karenina", "Das Fräulein von Scuderi", "Der Graf von Monte Christo", "Der Tod in Venedig" und "Göttliche Komödie" zu hetzen, sodass hier definitiv von keinem detailliert erarbeiteten Plot gesprochen werden kann. Die Figuren wurden facettenreich und tiefgründig gestaltet, wobei ich allerdings ernste Probleme hatte, mir Julia immer noch als Shakespeares Julia vorzustellen, zu sehr unterscheidet sich die Figur der Julia in diesem Buch zur Julia aus "Romeo und Julia". Den Schreibstil empfand ich als angenehm zu lesen, jedoch konnte mich weder der Schreibstil noch die Figurengestaltung über den Plot hinwegtrösten, der mich einfach, auch auf Grund eines wirklich ansprechenden Klappentextes, etwas anderes erwarten ließ.