Rezension

Der gläserne Mensch: Vorteile und Gefahren

Digitalisierung: Datenhype mit Werteverlust? -

Digitalisierung: Datenhype mit Werteverlust?
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Bewertet mit 4 Sternen

Unsere Welt wird immer digitaler. Ob Computerprogramme und Logistiklösungen, die ein effizienteres Arbeiten ermöglichen, künstliche Intelligenz zur schnellen Diagnose eines Patienten, intelligente Häuser und Haushaltsgeräte, oder selbstfahrende Fahrzeuge; alle Lebensbereiche werden in einem rasanten Tempo digitalisiert. Das bietet viele Vorteile. Leben können gerettet werden, Kosten werden eingespart, Arbeiten können präziser ausgeführt werden. Gibt es aber eine Kehrseite des Fortschritts?

Eingerahmt von zwei Beiträgen der Herausgeber, enthält dieses Buch neun Aufsätze über verschiedene Themen im Bereich der Digitalisierung und der Wirtschaft. In mehreren Artikeln werden die großen wirtschaftlichen Vorteile der neusten Entwicklungen aufgezeigt, doch in einem anderen Artikel weist ein Theologe eindringlich auf die Gefahren hin. Die Möglichkeiten und ethische Unklarheiten des autonomen Fahrens werden erläutert, und am Beispiel von Estland wird gezeigt, welche Vorteile eine e-Goverance bietet, also die Möglichkeit alle Amtsvorgänge online zu tätigen. Ein weiterer Artikel gibt wichtige Impulse für Führungspersönlichkeiten in dieser schnell wandelnden Welt, und zeigt wie wichtig christliche Werte sind. 

Die äußere Gestaltung dieses Buchs überzeugt nicht unbedingt. Papier und Schriftart sind nicht besonders angenehm, und die Grafiken sind schwer lesbar. Der Inhalt ist aber interessant und wichtig, denn dieses Buch bietet viele unterschiedliche Denkanstöße zu den Vor- und Nachteilen der Digitalisierung. Manche Beiträge setzen einiges an Vorwissen in den Bereichen Informatik und Wirtschaft voraus, andere sind auch für Laien gut zu verstehen.

Neben den vielen Vorteilen der Digitalisierung, haben sogar einige Entwickler Bedenken, zum Beispiel Tesla-Chef Elon Musk. „Der Gedanke an die Künstliche Intelligenz lasse ihn nachts nicht mehr schlafen, denn sie sei deutlich gefährlicher als Atomwaffen.“ Auch ethische Fragen werden angesprochen. Was ist mit dem Pflege-Roboter, der einer alten einsamen Dame geduldig zuhört? Wer hat Zugriff auf die vielen Daten, die wir täglich generieren? Wie reagiert ein autonomes Fahrzeug im Notfall, wird das Leben der ältere oder der jüngeren Person gerettet? Wird mit mancher Entwicklung etwas angestoßen, dass später nicht mehr kontrolliert werden kann?

Entwicklungen in Ländern wie China, in denen eine totale Überwachung und Bewertung der Staatsbürger jetzt schon stattfindet, zeigen die Kehrseite. So werden Arbeitsstellen oder Wohnungen anhand des überwachten Verhaltens des Staatsbürgers vergeben, ähnlich einer Schufa-Bewertung. Es gibt natürlich Vorteile einer elektronischen Verwaltung aller Bürger, doch, „Die Grenze zur Kontrolle und Überwachung des Einzelnen bleibt im Dunklen. Damit ist Prämierung des individuellen Wohlverhaltens (‚social scoring‘) ebenso möglich wie ein fließender Übergang zur Diskriminierung und Verfolgung im Einzelfall.“ 

Fazit: Ein wichtiger Diskussionsbeitrag zur Digitalisierung, der viele Vorteile aufzeigt, aber auch moralische und christliche Bedenken zur Sprache bringt. Vor allem interessant für Menschen, die Vorkenntnisse im IT-Bereich haben und an wirtschaftliche Fragestellungen interessiert sind.