Rezension

Der Glaube als Instrument der Macht über andere

Die Wassergöttin - Joana A. Reiterer

Die Wassergöttin
von Joana A. Reiterer

Bewertet mit 5 Sternen

Thema

Nigeria, ein Land voller Tradition, Gewalt, Frauenhandel. Es gibt Christen, den traditionellen Glauben, Vermischtes, und doch scheint die "Zivilisation" da auch schon lange angekommen zu sein wie Autos, Handys, Internet... Und doch sitzen die alten Bräuche noch serh tief. Voodoo, der Oberbegriff für den traditionelle Glaube, pervertiert zu einem Machtinstrument um andere Menschen zu manipulieren, abzuzocken, zu missbrauchen, zu unterdrücken. Einst war Voodoo dazu da um zu heilen, zu schützen. Aber davon sieht und merkt man nicht mehr viel. Genau wie im Christentum hat man das ganze verdreht um im Namen von Gott / den Göttern abscheuliches zu tun und hier rein wurde Adesuwa geboren.
Immer wieder lehnte sie sich gegen all die ihr verhassten Traditionen auf, und immer wieder wurde sie von ihnen eingeholt, brachten sie an die Grenzen des ertragbaren. Aber sie war stark, sehr stark, sie ging nicht unter wie manch andere Kinder oder Frauen. Immer wieder gab es kleine Lichtblicke, Ereignisse die ihr die Kraft gaben weiter zu machen, sich wieder aufzurappeln und weiter zu kämpfen. Klar blieben da einige Dinge auf der Strecke wie, Liebe, Sicherheit, Geborgenheit oder gar Vertrauen. Und doch konnte sie sich soweit retten, das sie in Sicherheit war, sie jemanden gefunden hat wo sie endlich all ihre Geheimnisse anvertrauen konnte, wo sie lernen konnte das sie noch immer fähig war zu lieben, zu vertrauen und vor allem das sie von all dem keine Angst mehr haben muss.
Einst als Wassergöttin oder Hexenkind verschriehen, gequält und misshandelt weil sie sich nicht zur Gottnatur bekannte, weil sie ihre magische Macht nicht für das Gute, heisst, für die anderen einsetzte um sie reich, fruchtbar und glücklich zu machen. Findet nach einer langen Odysse in Österreich ihr Glück und ihre Kraft von früher wieder.

 

Erster Satz:

Du bist eine Ogbaje, eine Wassergöttin, erklärte die Pristerin. 

 

Meine Meinung

Eine wirklich tragische Lebensgeschichte, eine von vielen und doch eine von wenigen, denn Joana Adesuwa Reitener war stärker als viele andere, hatte trotz allem mehr Glück als so viele Frauen und Mädchen, und vor allem fand sie zu sich selber zurück. Sie konnte sich von den alten Traditionen und die damit verbundenen Ängste befreien, mehr oder weniger, vieles liegt noch ganz tief in der Seele begraben, will nicht ans Licht gezärrt werden, noch nicht.

Sie schreibt einfach, authentisch, und doch merkt man eine gewisse Distanz heraus. Es macht nachdenklich warum Frauen auf Frauenhändler reinfallen... ich denke, weil die Frauen oder Mädchen einfach nur noch aus dieser Hölle weg wollen, sie hoffen dass das, was sie in der unbekanten Ferne erwartet das kleiner Übel ist, sie hoffen das die Versprechungen die ihnen die eigenen Landsmänner da auftischen etwas Wahrheit enhalten, denn was kann schlimmer sein als ausgestossen, verachtet, geschlagen, gedehmütigt zu sein? Was kann schlimmer sein als unter freiem Himmel schlafen zu müssen? Jeden Tag angst zu haben erwordet oder vergewaltigt zu werden? Lieber einen wild fermden Mann heiraten und in Sicherheit sein. Liebe? Die gibt es eh nicht. Also nimmt man es auf sich Schulden zu machen im Wert von über 30.000 €, denn soviel kostet angeblich ein gefälschter Pass, ein gefälschtes Visum. So stehen sie Jahrelang in der Schuld des Schleppers, oder konkreter, des Frauenhändlers. Aber sie flüchten von einer Hölle in die andere. Sie werden zur Prostitution gezwungen, damit sie das Geld beschaffen das sie schulden. Sie werden klein gehalten mit Schlägen, mit Flüchen und Drohungen mit Mord. Sie lassen sich das gefallen, weil... Weil keiner sie zu Hause vermissen wird. Sie sind Verstossene.

Mich hat das Buch tief berührt, ich mein, klar wusste oder weiss ich wie sehr der traditionelle Glaube noch verhaftet ist. Ich wusste auch, das Voodoo nicht mehr ganz dem entspricht was er mal war. Ich wusste wie viel Macht das diese Art von Magie auf Menschen ausüben kann, oder dachte es auf alle Fälle. Denn man hört eigentlich viel zu wenig darübr im Fernsehen, wenn dann sind es ethnische Dokumentarfilme, über den Voodoo allgemein, die Götterwelt. Vieles bleibt aber unter der Decke der Verschwiegenheit. Einfach auch, weil die Rituale für nicht Gläubige Tabu sind. Man hört nichts von den sogenannten Wassergöttinnen oder Hexenkinder. Von all den Frauen die von ihren eigenen Männern geschlagen wedren weil sie ihre Macht verläugnen und ihnen nicht zum Wohlstand verhelfen wollen. Nichts von den Mädchen die eingespert und durch rituelle Handlungen gequwält werden nur weil ein Vater für sein Unglück oder misservolg lieber dem Mädchen oder der Frau die Schuld geben weil sie ihn angeblich verhext hätte!

Irgendwie bin ich noch immer sprachlos. Aber dennoch kann ich jedem das Buch ans Herzlegen. Es zeigt ein winziger Auschnitt der nigerianischen Kultur, Religion und Tradition. Es lässt erhanen was andere Mädchen und Frauen erdulden, übersich ergehen und erleben müssen. Und das ohne die Hoffnung daraus entkommen zu können.