Rezension

Der Krimiclub ermittelt

Ein Prosit auf den Mörder -

Ein Prosit auf den Mörder
von Andreas Erlenkamp

Bewertet mit 5 Sternen

„...Ein einmal ausgesprochener Verdacht hielt sich hartnäckiger als ein alter Kaugummi auf den Teppichboden...“

 

Clarissa Freifrau von Michel weiß, wovon sie spricht. Sie war lange genug Kriminalhauptkommissarin. Nun aber ist es Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen. Für ein paar Wochen mietet sie ein Forsthaus im Moselort Niedermühlbach. Noch ahnt sie nicht, dass ihr dort bald ein Toter zu Füßen liegen wird, sprichwörtlich ausgedrückt.

Der Autor hat einen lockerleichten Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.

Der Schriftstil ist sehr fein ausgearbeitet. Passende Metapher dienen der Beschreibung der Landschaft. Manche Sätze wirken sehr bildhaft.

 

„...Wenn da so viel blauer Himmel ist, dass man daraus eine Hose nähen kann, wird es noch ein netter Tag...“

 

Auch die Protagonisten werden gut charakterisiert. Im Gegensatz zu meiner obigen Formulierung legt Clarissa auf ihren Titel keinerlei Wert. Dafür zeigt schon die erste Situation im örtlichen Café, dass sie eine exzellente Beobachtungsgabe und hohe Analysefähigkeit hat. Sie überführt einen jungen Mann der Lüge – und der zieht nur noch Leine. Auch ihre sofortige Personenbeschreibungen sind etwas Besonderes. Irgendwie kommen mir dabei Assoziationen zu Sherlock Holmes.

Apropos Café. Auf nüchternen Magen sollte man die Beschreibung der Leckereien besser nicht lesen. Vera, die Besitzerin, wird mit folgenden Zitat perfekt charakterisiert:

 

„...Wird schon gut gehen, im schlimmsten Fall wird Vera alle Zeugen bewusstlos quasseln...“

 

Im Ort gibt es einen Krimiclub. Vera will Clarissa sofort dafür gewinnen. Erst einmal aber ist ein Dorfausflug in ein Weingut geplant. Und dort verstirbt nach dem Essen Gisbert Römer. Der Arzt diagnostiziert Herzinfarkt. Clarissa ist skeptisch. Ihr sind ein paar Ungereimtheiten aufgefallen. Der Tote hatte sich sogar beim Ausflug unbeliebt gemacht. Das war aber nicht alles.

 

„..Gisbert Römer hatte sich in den letzten Jahren den Ruf erworben, bei seiner Arbeit keine Gefangenen zu machen, der Mann war offenbar stets mit dem Feingefühl eines Bulldozers vorgegangen...“

 

Clarissa bezieht den Club in ihre Ermittlungen ein. Die Mitglieder sind mit Eifer dabei. Das ist doch was anderes, als wenn man nur über Krimis diskutiert.

Clarissa hat ein gutes Verhältnis zu ihrem Neffen Alexander. Der nimmt das Leben mit Humor.

 

„...Ich meine, ich bin ja Weinkenner. Ich nehme so ein Glas, trinke und sage: Ah, kenn ich, das ist Wein...“

 

Auch über manch anderen Protagonisten gäbe es noch viel zu sagen. Das aber würde den Rahmen meiner Rezension sprengen.

Wer unblutige Krimis, überraschende Wendungen und nebenbei noch dörflichen Klatsch und Tratsch sowie Naturverbundenheit mag, ist bei dem Krimi gut aufgehoben. Nebenbei wird ihm vom Krimiclub noch das eine oder andere Buch empfohlen. Ich freue mich auf die weiteren Bände.