Rezension

Der neue Roman von Peter Härtling ist eine eindringlich und doch voller Hoffnung und Zuversicht erzählte Geschichte eines Flüchtlingskindes, für Grundschulkinder ab der 3. Klasse und Erwachsene gleichermaßen geeignet.

Djadi, Flüchtlingsjunge - Peter Härtling

Djadi, Flüchtlingsjunge
von Peter Härtling

Bewertet mit 5 Sternen

Peter Härtling, Djadi, Flüchtlingsjunge, Beltz & Gelberg 2016, ISBN 978-3-407-82164-5

 

Viele Menschen erinnern sich noch gut an das traurige Bild des kleinen Flüchtlingsjungen, der im letzten Jahr an der Küste der Türkei tot angespült und gefunden worden war.  Dies war nach eigener Aussage der Augenblick, als der 1933 geborene Romanschriftsteller und Autor zahlreicher Kinder-und Jugendbücher, Peter Härtling, den Entschluss fasste, diese Thematik in einem Buch für Kinder zu verarbeiten.

 

Selbst als Kind auf der Flucht gewesen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, weiß er genau, was in solchen Kindern vor sich geht, aber auch was man anderen Kindern, die ein Zuhause und Eltern haben, zumuten kann.

 

Als eine Art Spiegelbild der Generationen erfindet er eine Wohngemeinschaft in Frankfurt, die schon seit vielen Jahren zusammen wohnt und in der Wladi der älteste ist. Er ist sozusagen eine Art Alter Ego des Autors und versucht, in der Gruppe immer wieder zu vermitteln und zu erklären.

 

Das ist besonders nötig, als Jan, der bei Jugendhilfe arbeitet, eines Tages einen für sein Alter sehr kleinen elfjährigen Jungen aus Syrien mit in die Wohnung bringt, den er dort getroffen hat:

„Er ist mutterseelenallein angekommen. Begleitet von einem alten Mann, der ihn schnell loswerden wollte. Er hat seine Eltern verloren. Von Geschwistern keine Spur. Ich nehme an, die anderen haben ihn aus Mitleid mitgeschleppt.“

 

Detlef und Gisela, die in der großen Wohnung ein gemeinsames Steuerbüro betreiben, Dorothea, die Frau von Jan, Kordula und der alte Wladi zeigen sich nach einem ersten Zögern einverstanden damit, dass Djadi, so heißt der Junge, unter der Betreuung von Jan und Dorothea in die WG aufgenommen wird.

 

Zunächst bleibt der Junge stumm. Doch langsam lebt er sich ein, nachdem Jan alle Formalitäten erledigt hat und auch mit ihm beim Arzt war.

 

Vor allem der alte Wladi ist es, der dem Jungen hilft, die neue Welt jeden Tag ein wenig kennenzulernen. Als er irgendwann in eine Schule geht, ist er mit vielen Problemen konfrontiert. Ablehnung deutscher Schüler, aber auch neue Freundschaften.

 

Ein gemeinsamer Urlaub der WG an der Ostsee tut ihm gut, doch dann wird Wladi sehr krank und Djadi steht  vor einem erneuten großen Verlust. Und er findet für seine Trauer, auch um seine Eltern, ein Ritual, das ihm hilft.

 

Der neue Roman von Peter Härtling ist eine eindringlich und doch voller Hoffnung und Zuversicht erzählte Geschichte eines Flüchtlingskindes, für Grundschulkinder  ab der 3. Klasse und Erwachsene gleichermaßen geeignet.

 

Im März 2017 erscheint zu diesem Buch ein 32 seitiges Lehrerhandbuch für den Einsatz des Romans im Unterricht. Es ist zu hoffen, dass sich viele Lehrkräfte dazu entschließen werden.