Rezension

Der Preis der Freiheit

Die Schwarzgeherin -

Die Schwarzgeherin
von Regina Denk

Bewertet mit 5 Sternen

„...In diesem kurzen Augenblick der Klarheit treffen Schuld und Reue, Liebe und Hass in seinem Herzen aufeinander, und für einen Moment empfindet er, wie das Adlerweibchen, eine Sehnsucht nach dem Verlorenen, die ihn von innen zerreißen will...“

 

Mit diesen Worten endet der Prolog des Buches. Das Adlerweibchen wird mir als Zwischenspiel in der Geschichte immer mal wieder begegnen. Es ist eine Symbol für die Freiheit der Lüfte. Diese Teile sind kursiv gesetzt.

Di Autorin hat einen beeindruckenden historischen Roman geschrieben. Schon der Schriftstil ist etwas Besonderes. Er verwendet Begriffe, die in die Zeit passen und gibt die Enge und die Düsternis des Lebens wider. In den Gesprächen kommt außerdem der örtliche Dialekt zum Teil vor.

Die Geschichte führt mich zuerst in das Jahr 1883 und die Bergwelt Tirols. Bei einer Bäuerin erscheint ein Fremder. Auf seine Fragen hin erzählt sie ihm die Geschichte der Schwarzgeherin Theres.

Das Geschehen ist vor allem in den Jahren 1863 und 1882 angesiedelt. Ab und zu aber gibt es kurze Rückblicke in die Kindheit von Theres. Sie zeigen zum einen, was die junge Frau geprägt hat, zum anderen aber auch, wie die Traditionen in dem Ort seit alter Zeit fortleben.

Im Jahre 1863 ist Theres 18 Jahre alt. Sie hat mit 10 Jahren ihre Mutter verloren. Der Vater hat nicht wieder geheiratet. Er gehört zu den reichen Bauern des Ortes. Vor dem Osterfest macht sie sich auf zum Xantnerhof. Leopold Xantner ist ihr Freund und Begleiter seit den Kinderjahren. Beide Familien verbringen das Fest stets gemeinsam.

 

„...Von Leopolds steter Fürsorge fühlte sie sich gleichermaßen erdrückt und beschämt. Sie hatte es nicht verdient, so bedingungslos geliebt zu werden...“

 

Auf Wunsch der Väter soll Theres Leopold heiraten. Sie aber will der Enge ihrer Heimat entfliehen. Sie träumt von Freiheit.

 

„...Niemals würde sie heiraten, niemals würde sie sich in die Ehe zwingen lassen und Mutter werden. Ihr eigener Weg sollte ein anderer werden...“

 

Kaum ist Theres verlobt, erscheint Xaver im Ort. Keiner weiß, wer er ist, woher er kommt und wohin er will. Theres verliebt sich in ihn und verspricht sich davon die Freiheit. Doch nachdem man ihn als Wilddieb beschuldigt hat, ist er verschwunden. Die Folgen seines Tuns müssen andere ausbaden. Theres lebt fortan allein in einer Hütte in den Alpen. Sie geht nur ins Dorf, wenn sie gerufen wird bei Krankheit oder Geburt.

Beeindruckt hat mich von den Protagonisten vor allem Leopold. Seine Liebe hält auch in den schwierigsten Situationen. Er kann loslassen, gerade weil er liebt und ist doch zur Stelle, wenn er gebraucht wird.

Theres geht durch eine harte Schule. Der Preis der Freiheit ist hoch. Wie wird es sinngemäß im Buch formuliert? Sie hat es nie gelernt, gebraucht zu werden und geliebt zu werden.

Die Geschehnisse des Jahres 1982 habe ich bewusst ausgespart. Sie muss man als Leser auf sich wirken lassen.

Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Es geht im gegensätzliche Lebensentwürfe. Du musst dich entscheiden, ob du dazugehören willst oder ob du frei sein willst. So wird es an einer Stelle formuliert. Beides hat seinen Preis.