Rezension

Der Ruf des Meeres

Wie Salz auf der Zunge - Charlotte Runcie

Wie Salz auf der Zunge
von Charlotte Runcie

Bewertet mit 4 Sternen

Dieses Buch möchte man am liebsten am Strand lesen mit Blick auf das weite Meer. Aber auch wenn das nicht möglich ist, meint man bei der Lektüre die Seeluft zu riechen und das Rauschen der Wellen zu hören. In poetischer Sprache und intensiven Bildern entführt uns Charlotte Runcie in das Reich der Meere und zwar aus weiblicher Sicht.

Die Autorin ist in ihre Heimat Edinburgh zurückgekehrt und liest, schreibt und singt sogar in einem Volksliederchor über das Meer. Der Ozean symbolisiert für sie zugleich Abenteuer und Zuhause, Lebensader und Lebensgefahr. 

Ihre Kenntnisse über Seefahrer und Seemannslieder, Meerjungfrauen und Muschelsammlerinnen sowie Meeresbewohner und Gezeiten sind wahrlich beeindruckend. Auch eine persönliche Komponente kommt ins Spiel, denn die Autorin erwartet ein Kind und empfindet ihre Schwangerschaft als ebenso bedrohlich, mysteriös und wundersam wie den Ozean und die Kräfte der Natur.

Was ich vermisst habe, ist ein roter Faden, der die losen Geschichten, Fakten und gedanklichen Exkurse miteinander verbindet und in eine Rahmenhandlung einbettet. Der Tod ihrer Großmutter und ihre Schwangerschaft bilden zwar eine Klammer, aber ich hätte mir noch mehr Bezüge zu ihrem Leben gewünscht. Nichtsdestotrotz habe ich sehr viel Wissenswertes gelernt und sehne mich schon jetzt nach einem Sommerurlaub am Meer.