Rezension

Der Schein trügt ...

Der große Laden - Brigitte Regitz

Der große Laden
von Brigitte Regitz

Bewertet mit 5 Sternen

„...Für den Bruchteil einer Sekunde hielt Tanja in Panik inne, dann rannte sie los...“

 

Ida Sommer ist 28 Jahre alt. Sie hatte einige Zeit engagiert in einer kleinen Werbeagentur gearbeitet. Doch die ging pleite, und Ida war arbeitslos. Nun hat sie ein Vorstellungsgespräch bei Shirt-Parade in Bilddorf. Der große Laden ist zwar ein Stück von ihrem Wohnort entfernt, aber sie braucht den Job und der Betrieb hat ein hohes Ansehen. Allerdings weiß sie aus der Zeitung, dass ein Mitarbeiter vor kurzem Selbstmord begangen hat. Er war zuvor fristlos entlassen wurden.

Ida freundet sich mit Tanja Beck an. Bald nach ihrem Eintritt in die Firma gibt es eine kurzfristige Veränderung. Ihr Chef tritt einen längeren Auslandsurlaub an und wird von Ingeborg Lotte vertreten. Die Frau kommt von außerhalb und ist in der Firma nicht bekannt.

Die Autorin hat einen spannenden Krim geschrieben. Positiv fällt sofort die angenehme Schriftgröße und die großzügige Aufteilung der Texte auf den Seiten auf. Das ist neben der abwechslungsreichen Handlung ein Grund, weshalb sich das Buch zügig lesen lässt.

Sehr konkret werden die Verhältnisse in der Firma beleuchtet. Die neue Chefin macht sich schnell unbeliebt. Sie arbeitet mit Drohungen und versteht es nicht, die Belegschaft positiv zu motivieren. Und dann verschwindet während der Arbeitszeit Tanja Beck. Ida lässt dies keine Ruhe, denn Mantel, Handtasche und Handy liegen in Tanjas Zimmer.

Der Schriftstil des Buches ist dem Genre angemessen. Obiges Zitat fällt kurz vor Tanjas Verschwinden und zeigt, wie hier mit Worten Spannung aufgebaut wird. Sehr detailliert werden die Örtlichkeiten beschrieben. Außerdem kommt die Atmosphäre der Angst und des Mobbing gut zum Ausdruck, die sich unter Ingeborg in der Firma entwickelt. Nach und nach zeigt sich, was hinter dem schönen Schein verborgen ist. Ida wird bei ihren Ermittlungen von dem Reporter Wilfried Weiß unterstützt. Beide wenden sich mit ihren Erkenntnissen an die Polizei und bringen so das Geschehen voran. Behutsam wird dargestellt, wie sich zwischen beiden eine freundschaftliche Beziehung entwickelt. Korruption, Geltungssucht und Machtstreben durchziehen den Krimi und sind die Würze, die für die nötige kriminelle Energie sorgt. Gut herausgearbeitet werden die Emotionen der Protagonisten. Tanjas Wut über die ungerechtfertigten Anschuldigungen von Ingeborg und Idas Angst um die Freundin sind nur zwei Beispiele. Abwechslungsreiche Dialoge unterstützen den Handlungsablauf.

Das grüne Cover mit der leuchtenden Kerze ist für einen Krimi ungewöhnlich.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt, was kriminelle Energie in den Chefetagen für die Mitarbeiter bedeutet. Außerdem habe ich gern mit der sympathischen Protagonistin mitgerätselt.