Rezension

Der schwere Weg durch den Tunnel hin zum Licht

"Dann iss halt was!" - Christian Frommert

"Dann iss halt was!"
von Christian Frommert

Bewertet mit 5 Sternen

Christian Frommert hat ein beeindruckendes Buch geschrieben, das sich dem (Un)Wesen der Magersucht (Anorexia nervosa) so treffend und schonungslos widmet wie kaum ein anderes Buch zu diesem Thema zuvor.

Frommert personifiziert seine Krankheit und nennt sie beim Namen. "Anna" heißt seine tägliche Begleiterin, die sein Leben über Jahre hinweg bestimmt und konsequent zerstört hat. Nun hat er den Kampf gegen sie, die im Laufe der Zeit ein Teil von ihm geworden ist, begonnen und will Anna mit aller Macht in ihre Schranken verweisen. Schranken, die es ihm trotz ihrer Anwesenheit erlauben zu leben.

Aus meinem eigenen Erfahrungsschatz kann ich sagen: er ist auf dem richtigen Weg, aber er hat auch noch eine nicht unbeträchtliche Strecke vor sich liegen.

Das Buch ist für ihn ganz sicher für den Autor auch eine Hilfe zur Selbsthilfe, aber es ist noch viel viel mehr: es zeigt Unbeteiligten, dass Magersucht eben nicht das mädchenhafte Streben nach dem Schönheitsideal ist, sondern eine ernstzunehmende Erkrankung mit einer hohen Mortalitätsrate, die jeden treffen kann, der sich selbst verliert, wann und weshalb auch immer.

Frommert beschreibt eindrucksvoll die andere Seite der Medaille, nämlich den Preis, den man für das Dünnsein bezahlt und die Probleme, die bleiben, auch wenn man noch so sehr aus der Spirale raus will und sichtlich auf dem Wege der Besserung ist. Die Selbstzweifel und die Kränkung durch unbedachte (oft gut gemeinte) Äußerungen von Außenstehenden, die den Sog zurück verstärken und Anna wieder mehr als präsent und verlockend werden lassen.

 

Ich kann dieses Buch jedem ans Herz legen, der sich ernsthaft mit dem Thema Magersucht auseinandersetzen und Betroffene verstehen und ihnen helfen möchte.