Rezension

„Der Tod ist jedem gewiss, nur die Stunde ist es nicht.“

Die Ärztin: Stürme des Lebens - Helene Sommerfeld

Die Ärztin: Stürme des Lebens
von Helene Sommerfeld

Ricarda hat es endlich geschafft. Sie ist Ärztin. Leider ist es im Jahre1890 sehr schwer ihren Beruf auch auszuüben, überall wird sie nur angeschaut und weggeschickt. 

In Berlin, wo die Komtess Henriette von Freystetten ihre Praxis führt, wäre es auch für Rica leichter, aber sie wird nach München gehen und dort ihr Leben an der Seite ihres Mannes, dem Brauereierben Georg Kögler, führen. Er liest ihr jeden Wunsch von den Lippen ab und so bekommt sie auch in ihrem neuen Heim zwei Praxisräume. Aber in München ist es noch schwieriger als Ärztin zu praktizieren und die Anerkennung verbleibt vollends.

Als dann eine Diphteriewelle München erfasst, kann Ricarda einige Kinder retten, aber leider viel zu Wenige. Das neue Heilmittel, das Emil Behring entdeckt hat, halten viele männliche Kollegen für Humbug und es wird den totkranken Kindern verweigert, damit ihr Leben zu retten.

Immer wieder erleidet Rica Schicksalsschläge, aber sie ist eine Kämpferin, bis ein lang gehütetes Geheimnis aus ihrer Vergangenheit plötzlich ihr ganzes Leben in Frage stellt.

Fazit:

Mit diesem Satz von Seite 176 beginne ich meine Meinung zusammen zu fassen: „Du meinst, deine Vergangenheit ist bedeutungslos, weil deine Gegenwart so traurig ist? Es ist umgekehrt: Du erntest immer nur das, was du gesät hast.“

Die Autorin Helene Sommerfeld nimmt uns in ihrem 2. Band über die Ärztin Ricarda Kögler mit nach München und in die ungewisse Welt der fernen Länder und des 1.Weltkrieges. Das gelingt ihr sehr gut und sofort bin ich wieder mitten im Geschehen dabei.

Der Schreibstil ist wie gewohnt sehr flüssig lesbar und lässt mich zügig durch die 600 Seiten eilen. Viel zu schnell ist das Buch ausgelesen und lässt mich einerseits zufrieden, andererseits auch ein wenig kopfschüttelnd zurück.

Den Charakteren verleiht die Autorin allen eine ganz besondere Gabe, sie sind geduldig, lernbegierig und mit viel Liebe ausgestattet. Nicht alle Beteiligten haben mich überzeugt, hier empfand ich, dass der Conte Cossata dÁperi, ziemlich überzogen dargestellt wurde. 

Das Ende kommt geballt, was mich ein wenig verwundert. So viele Schicksalsschläge hat Ricarda schon durchgestanden und es wird immer noch eins draufgesetzt. Das machte für mich das letzte Drittel dieses 2.Bandes ein wenig unglaubwürdig, so dass ich einige Mal mit dem Kopf schütteln musste. Manchmal ist weniger mehr.

Ich vergebe hier gerne 4 klare Sterne, denn trotz einiger übertriebener Geschehnisse, konnte mich das Buch ansonsten wieder sehr gut unterhalten. Lest selbst, denn dies hier ist ganz allein meine Meinung.