Rezension

„Der Tod lächelt uns alle an, das einzige was man machen kann ist zurücklächeln!“ (Marcus Aurelius)

Der beste Sommer unseres Lebens - Michelle Spillner

Der beste Sommer unseres Lebens
von Michelle Spillner

Bewertet mit 4 Sternen

Kiki, Manu, Anna und Ira lernen sich am ersten Tag in einer Kurklinik an der Ostsee kennen. Sie alle eint ein Schicksal, denn sie sind gerade in der Rekonvaleszenzphase einer Krebserkrankung. Die vier Frauen, obwohl vom Typ her völlig unterschiedlich, freunden sich miteinander an und verbringen gemeinsam sechs Sommerwochen miteinander. Auch so manche Therapiestunde verbringen sie zusammen und lernen sich dabei immer besser kennen, erfahren von den Träumen der jeweils anderen, was sie beschäftigt und wie sie mit ihrer Erkrankung umgehen. Aber hält die Freundschaft auch an, wenn es wieder in den Alltag geht?

Michelle Spillner hat mit ihrem Buch „Der beste Sommer unseres Lebens“ einen interessanten und vor allem gefühlvollen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist locker-flüssig und stellenweise auch sehr berührend. Von Beginn an ist der Leser an der Seite der Ich-Erzählerin Kiki, erlebt mit ihr den Klinikaufenthalt, die Therapiesitzungen, aber auch die gemeinsamen Unternehmungen der vier Frauen hautnah mit. Sehr interessant ist die Tatsache, wie unterschiedlich die Frauen von ihrer Erkrankung erfahren haben und was sich seitdem in ihrem Leben verändert hat. Von vorgegebener Gleichgültigkeit bis hin zu absoluter Verzweiflung ist hier alles vertreten. Während die einen die Hoffnung aus ihrem Glauben schüren, gibt es andere, die ihre Wut und Verzweiflung darin kanalisieren, Risiken einzugehen und anderen die Schuld zuzuweisen. Aber es gibt auch diejenigen, die stoisch ihr Schicksal ertragen und alles mit sich allein abmachen, sich niemandem öffnen wollen. Besonders interessant waren die Ansätze der Therapeutin bei ihren Sitzungen, die einem erst einmal albern erscheinen, im Nachhinein aber doch einen Sinn ergeben. Jeder, der die Diagnose Krebs schon einmal bekommen hat und sich damit auseinandersetzen musste, wird sich in diesem Buch auf die eine oder andere Art wiederfinden, seien es die Gedanken oder auch die Handlungen der einzelnen. Die in der Klinik gefundene Gemeinschaft in den Alltag zu retten, ist weitaus schwieriger als man denkt, denn jeder möchte danach den Gedanken an die Krankheit verdrängen und mit seinem normalen Leben weitermachen. Gleichgesinnte wiederzutreffen ist immer auch eine erneute Konfrontation mit der Krankheit.

Die Charaktere sind sehr unterschiedlich angelegt und geben dem Leser die Möglichkeit, sich in jeden von ihnen hineinzuversetzen. Da gibt es die Rebellin (Manu), die Gleichgültige (Ira), die Hoffnungsvolle (Anna) und die Alleingängerin (Kiki). Das Interessante an jedem von ihnen ist die Art und Weise, wie sie mit ihrem Schicksal umgehen und was sie daraus für ihr eigenes Leben ziehen. Kiki braucht Jahre dafür, ihr Leben zu ändern, aber im Endeffekt ist es gut, dass sie es endlich einsieht. Vielleicht ist es auch der Tatsache geschuldet, dass erst eine des Kleeblatts sterben musste, um ihr den nötigen Schub zu geben. Von allen Charakteren allerdings ist Frau Leu, die Therapeutin die herausragende Erscheinung, denn sie hat immer ein offenes Ohr und vor allem weiß sie, wovon sie spricht. Aber auch der Meckermann oder Irina sind kleine Highlights, die der Geschichte einen rundum gelungenen Rahmen geben.

"Der beste Sommer unseres Lebens" ist ein Buch, das man nicht so einfach weg liest und sich unterhalten lässt, sondern es regt vor allem zum Nachdenken an. Das Thema ist zu ernst, um es einfach so zu inhalieren und gibt doch einen sehr realistischen Einblick in die unterschiedlichen Umgangsweisen der Betroffenen mit der Krankheit. Dank der besonders einfühlsamen Erzählweise der Autorin ein wirklich gelungener Roman, der alle Seiten beleuchtet. Verdiente Leseempfehlung!