Rezension

Der Vergangenheitsteil der Handlung ist emotional echt heftig, die Gegenwart konnte mich nicht packen

Das Liliencottage - Ricarda Martin

Das Liliencottage
von Ricarda Martin

Bewertet mit 2 Sternen

2017: Sharon arbeitet als Model. Um einigermaßen im Geschäft zu bleiben hungert sie sich auf ein gefährliches Gewicht herunter. Eins kommt zum anderen und plötzlich steht Sharon vor dem Abgrund. Ihr Freund Ben hat sie verlassen, weil sie keine Kinder will, sie ist bei einer Modenschau zusammengebrochen und hat sich damit zum Gespött gemacht. Sie weiß nicht mehr weiter und da wendet sie sich an die Person, die ihr als einzige ein Zuhause geboten hat: Theodora. Als sie dann auch noch erfährt, dass ihre Jugendliebe Alec immer noch auf Guernsey lebt, bringt das Sharon endgültig durcheinander.

 

1940: Theodora verliert an ihrem 10. Geburtstag ihre gesamte Familie durch einen betrunkenen Autofahrer. Sie selbst wird schwerverletzt und ist seitdem entstellt. Zudem kann sie nicht ohne zu Hinken laufen. Als die Nazis die Insel besetzen, wollen sie sie schon zur „Entsorgung“ nach Deutschland schicken, doch eine Krankenschwester nimmt das Mädchen bei sich auf. Aber damit ist Theodoras Leidensweg noch längst nicht vorbei.

 

 

Theodoras Erzählungen über ihre Kindheit haben mich echt fertig gemacht! Wie konnten die Menschen damals nur so grausam sein?! Sie hat ihre gesamte Familie verloren, ist für immer entstellt und muss mit einer körperlichen Behinderung leben und darf sich nun von Erwachsenen anhören sie sei „hässlich“ und ein „Krüppel“. Ich hätte die alle so gern verprügelt! Und es wird einfach immer schlimmer und schlimmer! Man könnte fast meinen, damals hätte es die ganze Welt einzig und allein auf Theodora abgesehen gehabt. Sie hat mir so oft das Herz gebrochen und ich hätte so gern alle, die sie so furchtbar behandelt haben von den Klippen geworfen!

 

Ich hatte ehrlich gesagt meine Probleme mit Sharon. Ich empfand sie als sehr unvernünftig und dumm, ihren Körper so zu behandeln. Ich meine, ihre Familie hatte doch immer Geld, warum ist sie dann so darauf versessen als Model zu arbeiten, dass sie dauerhafte körperliche Schäden in Kauf nimmt? Aber ihre Liebe zu Theodora und ihre Fürsorge fand ich toll. Ihre Sehnsucht nach Alec konnte ich aber nicht nachvollziehen, ich fand ihn total unsympathisch.

 

Alec war von Anfang an so ein elendes A...! Allein wie er mit Sharon spricht als wäre sie eine gehirnamputierte, oberflächliche Schlampe! Geht’s noch?! Er hat mich so furchtbar aufgeregt mit seiner gönnerhaften vor Verachtung triefenden Art! Ich hätte ihn so gern von einer Klippe geschupst! (ja, dieses Buch sprach meine gewalttätige Seite sehr stark an)

Die Erklärung, warum er sich so verhalten hat, hat mir nicht gereicht. Ich kann verstehen, dass ihn das belastet hat, aber das erklärt trotzdem sein ekelhaftes Verhalten nicht.

 

Raoul, der Mann, der Sharons Elternhaus gekauft hat und eindeutig an ihr interessiert ist wirkte nett, aber er hat eindeutige Absichten, das fällt schon sehr bald auf. Mir kommt es vor, als sähe er nur Sharons äußere, schöne Hülle. Für den Menschen Sharon interessiert er sich nicht wirklich, er täuscht nur gerade so viel Interesse vor, wie es sein muss, um eine Chance bei ihr zu haben. Ich fand ihn ganz am Anfang nett, aber als seine Motive klar wurden, war er bei mir unten durch.

 

Es gibt auch noch eine „Spannungshandlung“, die ich persönlich, aber ehrlich gesagt nicht spannend fand. Sie diente in meinen Augen nur dazu erst noch größere Verwirrung und Drama in die Handlung zu bringen und ganz kurz vor Schluss für eine Wendung zu sorgen.

 

Fazit: Leider war das Buch nicht mein Fall. Ich fand die Handlung rund um Theodora interessant und tragisch, sie hat mich echt berührt und fertig gemacht. Ich wollte sie in den Arm nehmen und für sie in den Krieg ziehen. So viel Unrecht ist dieser armen Frau wiederfahren, das macht echt sprachlos.

 

Sharon war mir lange Zeit nicht sympathisch, nur wenn sie mit Theodora zusammen war oder sich um sie kümmerte, mochte ich sie. Ich konnte nicht verstehen, was sie an Alec fand – ich fand ihn furchtbar. Unglaublich wie gönnerhaft und verächtlich er mit Sharan gesprochen hat, er war ein totaler A...! Die Erklärung, die für sein Verhalten geliefert wurde, hat mir nicht gereicht. Das konnte ihn mir nicht mehr sympathisch machen. Ich konnte ihn überhaupt nicht leiden.

 

Vieles in diesem Roman baut sich sehr, sehr langsam auf, um dann innerhalb von wenigen Seiten abgeschlossen zu werden. Es ging mir oft zu schnell. Erst wird ewig ein Drama auf das andere gestapelt und dann ganz plötzlich macht die Handlung eine Wende und ich saß da und dachte mir nur: „wie ist das denn jetzt passiert?“. Gerade der Schluss und die Wendung kurz davor kamen für mich viel zu abrupt.

 

Von mir bekommt das Buch 2 Sterne.