Rezension

Der Zauber... ääähhh Zauderberg

Der Zauderberg - Piers Steel

Der Zauderberg
von Piers Steel

Bewertet mit 4 Sternen

"Der Zauderberg" umfasst 332 Seiten, wobei ab Seite 291 nur noch Anmerkungen in Form von Fußnoten aufgeführt sind.

Dem Buch ist ein Inhaltsverzeichnis vorangestellt, aus dem sich die 14 Kapitel, in die sich das Buch unterteilt, entnehmen lassen. Die Kapitel tragen jeweils einen Haupt- und einen Untertitel. Eingeleitet werden sie von einem Zitat einer berühmten Persönlichkeit zum Thema "Aufschieberitis".

Jedes der 10 Hauptkapitel ist zudem in Unterkapitel unterteilt, die auch eine Überschrift haben. In den meisten Kapiteln ist das letzte Unterkapitel eine Zusammenfassung und ein Ausblick auf die folgenden Kapitel.

Dr. Steel beschreibt in seinem ersten Kapitel, wie er auf die Idee gekommen ist, das Buch zu schreiben, wie er dabei vorgegangen ist und was er sich von dem Buch verspricht. In den folgenden Kapiteln beschäftigt sich der Autor mit dem Begriff des Aufschiebens, dem Profil eines typischen Aufschiebers, den Hintergründen des Aufschiebens, den genetischen Ursprüngen des Aufschiebens und den Folgen des Aufschiebens für die verschiedensten Lebensbereiche. Dieser Teil des Buches ist eher theoretisch gehalten.

Die letzten Kapitel geben dem Leser Verbesserungsvorschläge an die Hand, mit denen er seine Aufschieberitis in den Griff bekommen kann. Hier wird das Buch sehr praktisch.

Die Originalausgabe erschien unter dem Titel "The Procastination Equation. How To Stop Putting Things Off and Start Getting Stuff Done" bei Randam House, Canada.

Meine Meinung zum Buch:
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"Der Zauderberg" ist ein Buch, das für eine enorme Selbsterkenntnis sorgt. Während ich mich schon im Klappentext wiedererkannt habe, verstärkt sich das Gefühl natürlich während des Lesens. Ich habe mich oft gefragt, woher der Autor mich so gut kennt und hätte beim Lesen an vielen Stellen am liebsten laut "Ja!" gerufen, weil ich mich vom Autor so gut verstanden gefühlt habe. Aber da die berühmte Aufschieberitis ein so weit verbreitetes Phänomen ist, wird es wohl auch anderen Lesern so gehen.

Steel will mit seinem Buch aufrütteln, sensibilisieren und die Probleme aufzeigen, die aus unserer Aufschieberei resultieren. Dabei geht er weder forsch noch kraftvoll vor, sondern im Gegenteil sehr feinfühlig und leise. Steel macht dem Leser keine Vorwürfe für sein Fehlverhalten, sondern stellt ganz allgemein Fakten dar. Die Aufgabe des Lesers ist es, daraus Schlussfolgerungen für sein eigenes Leben zu ziehen. Diese Aufgabe kann Steel nicht übernehmen. Er kann den Leser nur an die Hand nehmen und ihm Verbesserungsvorschläge unterbreiten. Dass dadurch beim Leser Selbstvorwürfe auftreten, mag durchaus sein. Aber dafür finden sich ja im Buch genug Lösungsvorschläge.

Das Buch ist durch eine Vielzahl an Diagrammen, Tabellen und sogar zwei Persönlichkeitstests sehr anschaulich. Jeder Erläuterung des Autors lässt sich so leicht folgen und die Erklärungen werden dadurch nachvollziehbar. Auch wird jeder theoretische Teil durch Fallstudien oder praktische Beispiele ergänzt, sodass das Buch nie zu trocken wirkt.

Steel hat für ausgeglichene Themenschwerpunkte gesorgt. Er konzentriert sich gleichermaßen auf die Hintergründe der Aufschieberitis, ihren wissenschaftlichen Ansatzpunkten und den Gegenmaßnahmen. Nach Lesen des Buches bekommt man durchaus den Eindruck, dass das Thema umfassend abgehandelt wurde. Vor allem ist hilfreich, dass Steel sich nicht nur auf wissenschaftliche Erläuterungen stützt, sondern diese immer mit praktischen Beispielen verdeutlicht. So wird dem Leser alles viel klarer und letztlich auch verständlicher und nachvollziehbarer.

Größtenteils ist es passend, dass Dr. Steel kurze und prägnante Erklärungen gibt. Auch seine Vergleiche sind immer recht einfach, treffen dafür aber den Nagel auf den Kopf und sind sehr passend. Aber an mancher Stelle bekommt man doch das Gefühl, dass er einige Themen zu kurz und prägnant abarbeitet. Der ein oder andere Leser mag sich manchmal ausführlichere Erläuterungen wünschen.

Der Schreibstil von Dr. Steel ist sehr angenehm. Er schreibt sehr sachlich, aber verständlich und nachvollziehbar. Den Ausführungen kann man leicht folgen und sämtliche Darstellungen und Beschreibungen verstehen. Oft werden wissenschaftliche Erkenntnisse mit einem leichten ironischen Unterton dargestellt, der für Auflockerung sorgt. Dr. Steel spricht seine Leser persönlich an, was dafür sorgt, dass sie noch mehr in seine Ausführungen einbezogen werden.

Die Fußnoten lassen sich größtenteils ignorieren. Meist handelt es sich hierbei lediglich um Quellenangaben, die nur für den Leser interessant sein dürften, der sich noch näher mit dem Thema auseinandersetzen möchte. Manchmal finden sich in den Anmerkungen auch weitergehende Erläuterungen zu bestimmten Punkten, aber der eigentliche Text im Buch an sich ist ausreichend. Es stört den Lesefluss auch sehr, immer hin- und her zu blättern.

Letztlich lassen sich aus dem Buch keine bahnbrechenden Erkenntnisse ziehen, sondern eher Schlussfolgerungen, auf die man wahrscheinlich auch von selbst gekommen wäre. Aber der Vorteil des Buches liegt eindeutig darin, dass man sich keine Gedanken darüber machen muss, wie man seine Aufschieberitis am besten bekämpfen kann. Stattdessen bekommt man von Dr. Steel viele Lösungsvorschläge auf dem Silbertablett präsentiert.

Nur umsetzen muss man sie selbst...

Mein Fazit:
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Ein Buch, das die Augen öffnet und für Selbsterkenntnis sorgt, und gleichzeitig brauchbare Ratschläge zur Abhilfe bietet.