Rezension

Detailgetreu und faktenlastig.

Welten der Antike - Michael Scott

Welten der Antike
von Michael Scott

Bewertet mit 4 Sternen

Hat mir eigentlich nicht so zugesagt. Aber es steckt zu viel Arbeit in diesem Buch, um er herunterzuwerten.

„Eine Geschichte von Ost und West“ ist der Untertitel dieses umfangreichen Werks. Detailgetreu und faktenlastig, jedoch immer wieder unterbrochen von kurz geschilderten unterhaltsamen Mythen und Legenden, stellt Michael Scott die Geschichte von Griechenland, Italien und China nebeneinandergesetzt dem Leser vor. Diese Zusammenschau ist ungewöhnlich. Vor allem von China weiß der westliche Leser nur so von ungefähr Bescheid.

Die Geschichte der Antike ist eine Geschichte von wechselnden Herrschern, die zahllos sind wie die Sterne, und wie sie alle an ihre Macht gekommen sind und was sie mit ihren politischen Kontrahenten so alles anstellten, will man eigentlich nicht so genau wissen: es sträuben sich einem die Haare. Es wurden keine Gefangenen gemacht und man kannte keine Verwandten.

Es ist eine Geschichte von Herrschern, Dynastien und Königreichen, eine Geschichte vieler Umbrüche. Blutrünstig. Unterhaltsam. Grausam. Brutal. Seltsam. Wie zufällig gewürfelt.

Es ist eine Geschichte vom Kampf um Territorien, eine Geschichte von Schlachten und unzähligen Kriegen und vom Aufkommen und Verblassen von Religion(en) und Götterverehrung und deren Rückwirkungen auf die Politik. Dann wieder die Geschichte von Denkern. Die manchmal scheiterten und manchmal gewannen. Setzte sich ihr Gedankengut durch, entstanden durchaus neue Regierungsformen: die volksnahe Demokratie in Griechenland, die republikanische Herrschaftsform Roms, der unsympathische Legalismus in China (rigoroses, das ist brutales Vorgehen gegen jeden Bruch eines sonst einheitlichen Gesetzeswerkes zur Festigung von Einheit und Macht).

Letztlich kämpften Ratio und Selbstherrlichkeit einzelner oder kleiner Gruppierungen gegeneinander. Das ist so bis zum heutigen Tage.

Das Buch richtet sich mit seinem ungeheueren Detailreichtum hauptsächlich an fachinteressiertes Publikum. Der rote Faden liegt in den Kapitel-Überschriften, geht aber im Eifer des Gemetzels, also während der Lektüre, schon einmal verloren.

Vermisst wird eine den jeweiligen Kapiteln vorangehende oder nachfolgende Zusammenfassung und eine übergeordnete verallgemeinernde, abstrahierende Einschät-ung der Zeit(en), was dem gemeinen Leser helfen würde, sich besser zurechtzufinden und zu einem Leseresultat zu kommen. Das umfassende Nachwort macht diesen Mangel eingermaßen wieder wett.

Positiv und sehr angenehm sind die Karten und Zeittafeln.

Fazit: Nicht ganz leicht zu lesendes, ein wenig an seiner Detailfülle ersticktes Werk über eine längst vergangene Zeit, deren Ausläufer noch bis in die heutige Zeit zu spüren sind.

Kategorie: Sachbuch. Geschichte. Antike.
Verlag: Bastei Lübbe, 2018
 

Kommentare

sphere kommentierte am 01. Juli 2018 um 23:36

Klingt sehr interessant! "Legalismus" ist mir als Wort noch nie begegnet, schon habe ich was gelernt :)